So verdienen Banken Geld

Stand: 16.12.2022

So verdienen Banken Geld

Jeder von uns hat in seinem Leben mit einer oder mehreren Banken zu tun. Wir führen ein Girokonto, auf das wir uns unser Gehalt auszahlen lassen und von dem wir die Miete überwiesen. Viele Kunden legen ihr Geld bei einer Bank in Form von Tages- oder Festgeld an. Doch was macht die Bank mit unserem Ersparten?

Geschäftsmodelle Kapitalbeschaffung Dispokredit Gebühren Kritik Fazit

Banken und ihre Geschäftsmodelle

In der Struktur der Banken zeigen sich deutliche Unterschiede. So gibt es zum einen die Filialbanken und zum anderen die Direktbanken. Direktbanken verfügen in der Regel nicht über Filialen, sondern bieten Online-Banking an. Kunden von Direktbanken führen ihre Konten üblicherweise kostenfrei, da keine Infrastrukturen in Form von Filialen bezahlt werden müssen. Selbst etablierte Direktbanken benötigen weniger Mitarbeiter und haben somit geringere Ausgaben als Filialbanken.

Grundsätzlich lassen sich Bankgeschäfte mindestens einem der folgenden Bereiche zuordnen:

  • Emissionsgeschäft
  • Depotgeschäft
  • Investmentgeschäft
  • Verkauf und Kauf von Finanzprodukten
  • Kreditgeschäfte
  • Geschäfte durch Zahlungsverkehr

Dies sind selbstverständlich nicht alle Geschäfte, die Banken unterhalten. Bei den aufgezählten Zweigen handelt es sich um die Kerngeschäfte der Finanzinstitute.

Hinweis

Banken sind dazu verpflichtet, eine Grundmenge an Geld auf Reserve zurückzuhalten. Dies fordert die gesetzliche Einlagensicherung, die in Deutschland 100.000 Euro pro Person beträgt.

Eines der wohl größten Geschäfte der Banken ist das Verleihen von Geld, wie es bei Krediten der Fall ist. Der Kreditnehmer verpflichtet sich, nicht nur das geliehene Geld, sondern auch Zinsen zurückzuzahlen.

Woher nehmen die Banken das Kapital?

Wie wir gerade gesehen haben, müssen Banken einen Grundstock an Kapital zurückhalten, um die Auflage der gesetzlichen Einlagensicherung gewährleisten zu können. Theoretisch ist diese Garantie für jeden Bundesbürger vorhanden. Allerdings darf bezweifelt werden, ob im Falle eines sogenannten Bankruns tatsächlich genügend Geld vorhanden wäre, um alle Kunden angemessen auszubezahlen.

Für die meisten Sparer sind Banken eine Option, um ihr Kapital zu lagern und im günstigsten Fall durch Zinsen und Zinseszinsen zu vermehren. Die Möglichkeiten hierfür sind zahlreich: Termingeld, Tagesgeld, Festgeld oder das klassische Sparbuch. Durch das Angebot, das Geld von Sparern zu verwalten, gelangen die Banken an Kapital, mit dem sie arbeiten können.

Die Banken spekulieren also mit unserem Geld und re-investieren es. Da sie über eine Menge in Form von Geldbeträgen ihrer Kunden verfügen, können die Finanzhäuser Aktien, Anleihen o.Ä. kaufen. Ebenso können Sie wie angedeutet Geld verleihen und damit Profit machen.

Einnahmenquelle Dispokredit – Risiko pro bono

Einige nutzen ihn regelmäßig, andere machen einen großen Bogen darum: Die Rede ist vom Dispositionskredit, kurz Dispo, den die meisten Banken ihren Kunden einräumen. Nimmt man den Dispo in Anspruch, fallen knackige Zinszahlungen an, die Banken mit dem Ausfallrisiko begründen.

Im vergangenen Jahr standen die hohen Zinssätze des Dispo-Kredites in scharfer Kritik. So forderte Bundesjustizminister Heiko Maas mehr Transparenz für Kunden. Maas will ein Gesetz erlassen, das Banken dazu verpflichtet, Dispozinsen deutlich auf ihren Webseiten zu veröffentlichen und Kunden über Alternativen zu informieren.

Einnahmequelle: Gebühren

Viele Banken erheben Gebühren an unterschiedlichen Stellen, um Geld einzunehmen. Beispielsweise verlangen einige Kreditinstitute Gebühren für Fremdabhebungen, d.h., wenn man nicht Kunde der Bank ist und trotzdem Bargeld an einem Schalter beziehen möchte. Um den Verbrauchern einen günstigen Bargeldzugang zu ermöglichen, haben sich diese zu Bankenverbünden zusammengeschlossen.

Gebühren können jedoch auch deutlich subtiler erhoben werden, z.B. im Falle einer beleghaften Buchung oder in Form von Strafzinsen. Heutzutage ist dies für die Banken allerdings schwieriger, da Verbraucherschützer und Gesetzgeber derartige Versuche einschränken und/oder für unzulässig erklären, wie z.B. bei den Kreditgebühren. Bankkunden, die allein für die Aufnahme von Krediten Gebühren zahlten, dürfen diese in einem mehrjährigen Zeitraum zurückverlangen.

Hinweis

Kostenbelastungen für die Rückgabe von Schecks und Lastschriften sind unwirksam. Allerdings sind Banken dazu verpflichtet, ihre Kunden über derartige Vorgänge zu informieren.

Was Verbraucher freut, kritisieren manche Ökonomen, die das gesamte Geschäftsmodell von Banken durch den Wegfall vieler Gebühren gefährdet glauben. Und tatsächlich sehen einige Kreditinstitute sich gezwungen, die Grundgebühren für Dienstleistungen wie die Kontoführung anzuheben oder an den Erwerb anderer Finanzprodukte wie Versicherungen zu koppeln.

Für die Banken ist es inzwischen schwieriger geworden, Geld zu verdienen. Die Justiz erklärte in der Vergangenheit zahlreiche Gebühren wie die Mindestgebühr für Kontoüberziehungen, sowie Gebühren für Auskünfte oder Freistellungsaufträge für unzulässig. Zudem ist die Konkurrenz durch den hinzugekommenen Sektor der Direktbanken um ein Vielfaches größer als vor der Verbreitung des Internets.

Kritik wegen Nahrungsmittelspekulationen

Häufig stehen Banken in ethischer und/oder ökonomischer Kritik. So empörten sich Verbraucherschützer über den Handel einiger Kreditinstitute mit lebenswichtigen Gütern wie Weizen oder Reis. Als Folge dieses Protests zogen sich Akteure wie die Deutsche Bank aus derartigen Geschäften zurück.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Spekulation an sich. Oft sind die Produkte, in die Banken investieren, nicht transparent und nachvollziehbar für Kunden. Auch besteht eine große Diskrepanz zwischen Zinsen, die auf angelegtes Geld gezahlt und Zinsen, die z.B. bei Dispokrediten erhoben werden. Zwar begründen Banken dies mit dem Ausfallrisiko – doch darf an dieser Stelle ernsthaft die Frage gestellt werden, ob bei einem begrenzten Dispokredit, der ohnehin am Einkommen des jeweiligen Kunden festgesetzt wird, überhaupt ein reelles Ausfallrisiko besteht. Die Verluste, die im Falle einer Zahlungsunfähigkeit des Kunden entstehen würden, dürften vernachlässigbar sein.

Fazit

Eine intransparente Geschäftspolitik, mitverschuldete Finanzkrisen und Skandale haben zu einem massiven Vertrauensverlust seitens der Kunden geführt. Fliegen risikoreiches Investmentbanking und Zinsmanipulationen auf, leidet das Image der gesamten Branche.

Auf der anderen Seite verdienen Banken mit einem breit gestreuten Dienstleistungsangebot konstant Geld. Jeder Euro von Privatkunden ist ihnen dabei behilflich. Allerdings ist es für Banken wesentlich schwieriger geworden, Gebühren zu erheben oder spekulativen Geschäften nachzugehen. Der Kunde von heute fordert Transparenz und wenn ihm etwas nicht passt, erfährt das dank  Facebook, Twitter und Co. schnell die ganze Republik. Und wer will schon einen Shitstorm in den sozialen Medien?


Ihre Kommentare zu diesem Beitrag

Ich kam auf diese Seite, weil ich fassungslos bin über das neue Projekt der Zürcher Kantonalbank: im kommenden Jahr eine Seilbahn über den Zürichsee bauen! Ich dachte, ich muss mich noch mal genauer informieren, ob Banken wirklich vorrangig ihr Geld durch Kreditvergabe, Zinsen und Gebühren verdienen. Tun sie offenbar. Also finanzieren wir teuer "verkauften" Kunden diesen Grössenwahn. Schon krass, was man alles duldet, nur weil einen die Hintergründe nicht (mehr) interessieren. Im Grunde würde man, wüsste man um sie, kein Konto bei einer Bank mehr haben wollen. Oder entgeht mir da was?

von Wolfgang S.