Digitale Haushaltsbücher: was sie taugen, wem sie nützen

Stand: 23.02.2022

Haushaltsbücher

Digitale Haushaltsbücher haben sich längst etabliert. Als leicht bedienbare Apps und Software wollen sie Unternehmern und Privatpersonen dabei helfen, den Überblick über die Finanzen zu behalten und so Geld zu sparen bzw. Schulden abzubauen. Dabei müssen es nicht unbedingt kostenpflichtige Angebote sein. Es gibt auch viele kostenlose Tools, die ausreichen und das einfache Festhalten und Analysieren der Einnahmen und Ausgaben ermöglichen.

Sinn und Zweck Schulden abbauen Haushaltsbuch als Software Haushaltsbücher Apps Was muss ein Haushaltsbuch können? Fazit

Sinn und Zweck

Wenn es um die Tugenden der Deutschen geht, kursieren die Klischees von Ordnung und Disziplin. Doch scheint das im Bereich der Finanzen nicht zuzutreffen. Laut einer Umfrage der CreditPlus Bank dokumentieren nur 35 % der Deutschen ihre Finanzströme. Lediglich 17 % der Befragten halten eine schriftliche Erfassung von Ein- und Ausgaben für sinnvoll. Zur gleichen Zeit trägt der durchschnittliche Schuldner aber eine Schuldenlast in Höhe von 33.000 Euro. Statistisch gesehen steigt die Bereitschaft, ein Haushaltsbuch zu führen, mit dem Einkommen. Dabei sind es gerade die Geringverdiener, die besonders schnell in die Schuldenfalle tappen können.

Gewusst?

Die größten Tücken sind auf lange Sicht nicht die Fixkosten, wie Miete oder Strom, sondern die variablen Kosten, wie z.B. Spontankäufe oder nur einmal jährlich anfallende Zahlungen für Versicherungen.

Variable Kosten lassen sich besonders schwer auflisten, da sie unregelmäßig oder nur einmalig vorkommen. Diese Kosten in die Gesamtrechnung eines Haushaltsbuches einzutragen, gestaltet sich im Alltag als schwierig. Schnell sind die Fahrkarten oder der kleine Mittagssnack am Ende des Tages vergessen.

Das Statistische Bundesamt warnt in einem Bericht davor, dass 87 % der Schuldner nicht nur einen, sondern gleich mehrere Gläubiger aufweisen. Oft entstünden Schulden aus Schicksalsschlägen heraus. Dazu gehören beispielsweise Unfälle, Scheidungen bzw. Trennungen und Suchterkrankungen. Doch auch im Konsumverhalten liegen Ursachen. Beinahe jeder Fünfte unter 25 Jahren ist bei seinem Internet- und Telefonanbieter verschuldet.

Ein Haushaltsbuch ist mehr als eine bloße Auflistung von Einnahmen und Ausgaben. Es hilft, verschwenderische und unnötige Ausgaben zu erkennen und mögliche Einsparpotentiale zu entdecken.

Budget optimieren und Schulden abbauen

Jeder Schuldenabbau beginnt mit dem Ziehen einer Bilanz. Was wird wofür ausgegeben? Wie lauten die Konditionen für Verträge und Kredite? Auf welche Forderungen muss der Schuldner eingehen? Dasselbe gilt für Dispokredite, für die die meisten Banken sehr hohe Zinsen verlangen. Einige Kreditinstitute schlagen zusätzlich noch einen Überziehungsszins oben drauf. Ein Haushaltsbuch gehört in solchen Situationen zur notwendigen Bestandsaufnahme. Es ermöglicht eine genaue Gegenüberstellung der Einnahmen und Ausgaben. Das ist nicht nur für Personen mit finanziellen Schwierigkeiten, sondern auch für ambitionierte Sparer hilfreich.

Grundsätzlich ist ein Haushaltsbuch also für jeden – ob verschuldet oder nicht – geeignet. Es hilft dabei, eine Übersicht der eigenen Finanzen zu behalten. Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie selbstständig, fest angestellt, in Rente oder arbeitslos sind. Einsparpotentiale finden sich immer. Ganz besonders dann, wenn Sie zur Verschuldung neigen bzw. bereits verschuldet sind, ist das Haushaltsbuch ein guter Helfer, um die Finanzen in den Griff zu bekommen.

Wie aber lässt sich das Problem der Alltagstauglichkeit lösen? Ein Buch im Format A5 oder gar A4 ist unhandlich. Damit lassen sich Kosten, die auf dem Weg zur Arbeit oder im Urlaub entstehen, nur sehr umständlich notieren.

Haushaltsbuch als Software

Wen ein sperriges Buch abschreckt, kann inzwischen auf elektronische Lösungen zurückgreifen. Neben Free- und Shareware bieten auch Blogger und Banken kostenlose Programme zum Download an. Die Sparkassen bieten für diesen Zweck den Web-Budgetplaner an. Sparda-Banken und die Commerzbank führen einen ähnlichen Service in Verbindung mit dem hauseigenen Girokonto. Bereits bei oberflächlicher Suche finden Sie im Internet zahlreiche Tools, um die eigenen Finanzen zu organisieren.

Mittels einer PC-Software geben Sie alle Einnahmen und Ausgaben zuhause ein. Viele dieser Programme bieten auch einen Import von Umsätzen direkt von Ihrem Konto an. Voraussetzung dafür ist, dass Sie Online-Banking betreiben. Üblicherweise laden Sie die Umsätze im CVS-Format herunter und speisen sie im Anschluss in das Programm ein.

Vorteile Nachteile
 bequeme Eingabe per Tastatur  Vollversion oft kostenpflichtig
 großer PC-Bildschirm praktisch für Übersicht  Computer muss bei jeder Benutzung gestartet werden
 reichhaltiges Angebot an Software  Software ist nur auf einem Gerät installiert
 einfacher Import von Umsätzen  Gefahr der Unübersichtlichkeit

Für Smartphones und Tablets gibt es unzählige Apps, die ein klassisches Haushaltsbuch ersetzen. Eine weitere Möglichkeit sind Kombitools wie MyMicroBalance. Auch hier geben Sie die Daten am Computer ein, können aber zusätzlich mit einer mobilen App darauf zugreifen und umgekehrt.

Haushaltsbücher Apps

Ob ein digitales Haushaltsbuch als App für Sie geeignet ist, hängt von Ihrem allgemeinen Nutzerverhalten ab. Wenn Sie technikaffin sind und das Smartphone ohnehin Ihr täglicher Begleiter ist, macht eine App für Sie mehr Sinn als ein Buch oder ein Programm für den Computer. In einer App können Sie jeden noch so kleinen Kauf sofort notieren und in die Gesamtbilanz einrechnen lassen.

Vorteile Nachteile
 überall Zugriff  unübersichtliches Angebot
 überschaubare Kosten für Premium-Version  eventuell Freigabe administrativer Rechte
 gute kostenlose Apps  Datenschutz oft unklar
 Synchronisation mit anderen Geräten

Mit Apps sparen Sie ähnlich wie bei der PC-Software eine Menge Schreibarbeit, geben jedoch auch Ihre sensiblen Daten an Dritte weiter. Sie speichern private Umsätze und Einkäufe in Programmen, die unter Umständen administrative Rechte auf Ihrem Handy einfordern. Aufgrund der Flut an täglich neu auf den Markt kommenden Apps können die jeweiligen Anbieter trotz größter Anstrengungen nicht alle Sicherheitsrisiken ausschließen. Vertrauen Sie daher nur Apps, die Experten empfehlen, aus vertrauenswürdigen Quellen stammen oder schon viele Jahre mit hoher Kundenzufriedenheit angeboten werden.

Hier sind für Sie einige gute Haushaltsbücher Apps:

Apple iOS – App Store Android – Google Play Store
Mein Haushaltsbuch (0,99 €, Pro Version 2,99 €) Mein Haushaltsbuch (In-App-Käufe ab 3,99 €)
Haushaltsbuch MoneyControl (0,00 €, In-App-Käufe ab 0,99 €) Haushaltsbuch MoneyControl (0,00 €, In-App-Käufe ab 0,99 €)
mein Budget (0,00 €) Money Manager (0,00 €, In-App-Käufe ab 3,69 €)
Familien-Haushaltsbuch (0,00 €, Pro Version 4,99 €) FinancePM (0,00 €, In-App-Käufe ab 1,99 €)
Finfluence (0,00 €) Ausgaben Manager (0,00 €)
Buchhaltung (0,00 €, werbefrei 0,99 €) AndroMoney Buchhaltung (0,00 €, Pro-Version 3,99 €)
finanzblick Online-Banking (0,00 €) Unser Haushaltsbuch (0,00 €, Pro Version 2,99 €)

Fast alle professionellen Haushalts-Apps bieten die Speicherung der Daten in verschlüsselter Form an. So können Sie Ihre Umsätze via Handy in die Dropbox packen oder auf den PC überspielen. Mit der erwähnten Kombilösung synchronisieren Sie die Daten noch einfacher auf dem Computer und dem Smartphone.

Tipp

Einige Apps bieten das Einlesen von Umsätzen direkt von Ihrem Konto an. Sie müssen damit Ihre Überweisungen, Lastschriften und Daueraufträge nicht mehr selbst zusammentragen. Empfehlenswerter ist es aber, alle Ausgaben selbst einzugeben, denn allein durch das Aufschreiben machen Sie sich bewusst, wofür Sie Geld ausgeben.

Entscheidend bei der Führung eines Haushaltsbuches ist der Wille, die eigenen Finanzen zu sortieren und zu organisieren. Allein diese Bereitschaft macht Sie weniger anfällig für verschwenderische Ausgaben.

Was muss ein Haushaltsbuch können?

Das Angebot an Haushaltsbuch-Apps ist riesig. Diese bieten häufig eine Basisversion und eine kostenpflichtige Premiumversion. Meist sind die Basisversionen in ihrem Funktionsumfang eingeschränkt. Manche Anbieter unterscheiden zwischen werbefreier (und damit kostenpflichtiger) und kostenloser Version. Andere wiederum enthalten in der Premiumversion mehr Features wie z.B. Diagramme zur verbesserten Übersicht. Hier gilt es, abzuwägen. Sie müssen kein Geld für eine umfangreiche und zuverlässige App ausgeben. Allerdings ist eine werbefreie Oberfläche weitaus angenehmer für die tägliche Benutzung. Zwar ist die Suche nach Gratis-Apps ein wenig eingeschränkt, doch finden Sie mit Sicherheit genügend kostenlose Apps, die ihren Zweck erfüllen.

Ein mobiles Haushaltsbuch sollte:

  • Eingaben grafisch übersichtlich anzeigen
  • unkompliziert und leicht bedienbar sein
  • aus vertrauenswürdiger Quelle stammen

Fazit

Software und Apps sind großartige Haushaltsbuch-Helfer, die viel Zeit und Mühe sparen. Kostenpflichtige Tools sind für das Führen eines effektives Haushaltsbuches nicht zwingend notwendig. Genauso gut eignen sich für diesen Zweck Gratis-Apps aus dem Internet. Achten Sie hierbei auf seriöse Quellen. Erkundigen Sie sich auch bei Ihrer Hausbank nach Angeboten. Wichtig ist, dass Sie Ihre Finanzen überhaupt organisieren. Und da gilt wie so oft der Grundsatz: Je einfacher, desto besser. Halten Sie jede Ausgabe schriftlich fest, ob in der App, am PC oder ganz klassisch in einem Haushaltsbuch – dann entgeht Ihnen nichts mehr.


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MoneyControl bietet, im Gegensatz zu den Angaben hier, KEINE Funktion zum direkten Import von Kontobuchungen (HBCI o.ä.) die CSV Importfunktion scheint, nach wie vor, buggy und schlecht dokumentiert zu sein.

von Andreas