Verkehrte Welt: Bank vergibt Zinsen für Kredite

Stand: 19.03.2024

Die dänische Bank Realkredit Danmark probiert ein neues Modell für die Kundengewinnung aus. Kreditnehmer erhalten künftig Zinsen, anstatt welche für die Aufnahme des Darlehens zu zahlen. Doch wieso macht eine Bank sowas?

Niedrigzinsen und Gewinneinbußen Forderungen der Notenbanken Erste Kundin mit Plus Fazit

Niedrigzinsen und Gewinneinbußen

Banken haben es momentan nicht leicht. Ende vergangenen Jahres traf es die Finanzbranche hart, als ein Gerichtsurteil die Finanzinstitute dazu verpflichtete, die Gebühren für aufgenommene Kredite an ihre Kunden zurückzuzahlen. Die Summen waren gravierend, nicht zuletzt, weil Kreditnehmer sich die Gebühren bis zu 10 Jahre rückwirkend erstatten ließen. Auch die Gesetzeslage in Bezug auf Gebühren für Dienstleistungen hat sich verschärft. So dürfen seit Anfang des Jahres keine Gebühren mehr für Fehlbuchungen erhoben werden.

Hinzu kommen in dieser Entwicklung die niedrigen Zinsen auf Tagesgeld oder andere Spareinlagen wie Sparbuch oder Festgeld, gekoppelt mit der Erwartungshaltung, ein Girokonto müsse kostenlos sein. Banken sehen sich in der Folge immer mehr gezwungen, Gebühren zu erheben. So geht es auch der Realkredit Danmark, die auf ein besonders strenges Modell im europäischen Raum reagiert.

Forderungen der Notenbanken

Die Sparpolitik der Notenbanken ist rigoros. So müssen besonders solvente Länder wie Deutschland oder eben auch Dänemark Negativzinsen für geparktes Geld zahlen. Diese Zinsen werden immer häufiger auf Firmen und vermögende Großkunden abgewälzt. Aber auch Privatkunden trifft es. So erhoben im vergangenen Jahr diverse Kreditinstitute Strafzinsen für Vermögensanlagen. Allerdings war die Höhe der Anlagen hoch gesetzt: Bei den meisten Banken wurden Strafzinsen erst ab einem Sparguthaben von 500.000 Euro fällig.

Erste Kundin mit Plus

Die dänische Sexualtherapeutin Eva Christiansen geriet vor kurzem in die Schlagzeilen. Nein, nicht womit Sie jetzt vermutlich denken. Sie ist die erste Kundin der Realkredit Danmark, die Pluszinsen auf ihren Kredit erhält. Laut Meldung der Financial Times erhält Christiansen 0,0172 % auf ihren Kredit – eine verschwindend geringe Summe. Doch das ist nicht das einzige Problem, das sich bei den vermeintlichen Positiv-Zinsen ergibt. Denn derzeit geht der Trend in Richtung Werterhöhung des Geldes. Das bedeutet, dass die Kreditnehmerin in z.B. fünf Jahren „wertvolleres“ Geld zurückzahlen muss, als zum aktuellen Zeitpunkt.

Fazit

Auch wenn das Modell der Realkredit Danmark auf den ersten Blick revolutionär wirkt, ist es doch eher als kluger Schachzug für mehr mediale und kundenbezogene Aufmerksamkeit zu werten. Bleibt der gegenwärtige Trend zur Deflation bestehen, profitieren nach wie vor die Banken und nicht die Kunden von einem geringen positiven Zinssatz bei Kreditaufnahme.


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