Digitales Geld: Verschwinden Münzen und Scheine?

Stand: 16.12.2022

Es ist weltweit das beliebteste Zahlungsmittel: Bargeld in Form von Scheinen und Münzen. Nur Bares ist Wahres – dieser Redewendung haben wir uns bereits ausführlich gewidmet. Doch die unterschiedlichsten Kräfte arbeiten dagegen. Sowohl Regierungen, als auch einige Finanzakteure würden das Bargeld am liebsten ad acta legen. Aber alte Liebe rostet nicht – oder?

Digitales Geld zum Greifen nah Der Wert von Bitcoins Unsere Zukunft mit E-Geld Warum das nicht reicht Gründe für Staaten Fazit

Digitales Geld zum Greifen nah

Schon jetzt nutzen wir digitale Lösungen im Alltag. Der Einkauf mit der EC-Karte fällt genauso darunter wie eine Überweisung per Online Banking. In beiden Fällen halten wir keine Scheine und Münzen in der Hand. Selbst wer noch klassisch den Überweisungsschein mit dem Kugelschreiber ausfüllt, transferiert inzwischen digitales Geld von seinem Girokonto auf ein anderes. Lohn, Miete, Rechnungen – letztendlich nichts anderes als Ziffern auf einem Bildschirm.

Eine digitale Währung wäre im Sinne des technischen Fortschritts daher nur konsequent. Und tatsächlich gibt es die schon. Seit 2009 ist der Bitcoin dezentrales Zahlungsmittel im Internet. Wer am Bitcoin-Netzwerk teilnimmt, der speichert sein Guthaben in einer „digitalen Brieftasche“.

Der Wert von Bitcoins

Eigentlich handelt es sich bei unserem Geld um eine Wertverlagerung. Denn Geld selbst ist nicht mehr wert als das Papier, auf dem es gedruckt bzw. das Metall, auf dem es gepresst ist. Egal ob Euro, Dollar oder Yen – Geld ist etwas Künstliches und nicht mehr als ein Versprechen. So lange dieses Versprechen seitens der Regierungen und der Wirtschaft gilt, haben Sie Kaufkraft in Ihrer Brieftasche. Je mehr Geld Sie haben, desto mehr Kaufkraft haben Sie also. Eigentlich logisch, oder?

Nicht anders verhält es sich beim Bitcoin mit dem Unterschied, dass dieser nirgendwo in haptischer Form vorkommt. Bitcoins sind eine Antwort auf die Finanzkrise. Programmierer und Erfinder Satoshi Nakamoto wollte so eine Währung schaffen, die keiner Regulierung durch Behörden unterliegt. Das zumindest ist die offizielle Version. Wer und wie viele reale Personen sich tatsächlich hinter diesem Namen verbergen, ist nicht gesichert.

Der Bitcoin ist eine rein digitale, nicht-staatlich gestützte Währung. Oder um bei unserem Beispiel zu bleiben: Das Versprechen, dass der Bitcoin tatsächlich etwas wert ist, wurde von keiner Institution, keiner Bank und keiner Regierung bestätigt.

Diese Unsicherheit machten sich Kriminelle Anfang 2015 zunutze. Über ein Schneeballsystem versprachen sie Anlegern bis zu 300 % Rendite bei der Investition in eine Bitcoin-Börse. Die Anbieter warben damit, in Form von Fonds in die vielversprechende Bitcoin-Währung zu investieren und andere Menschen zu überreden, dasselbe zu tun. Die Realität sah anders aus: Die Betrüger hatten nie in Bitcoins investiert und sind mit schätzungsweise 300 Millionen Euro getürmt.

Tipp

Investitionen, die mit extrem hohen Renditen locken, sollten Sie grundsätzlich skeptisch gegenüberstehen. Wie Sie klug investieren, verrät Ihnen Finanzexperte Dirk Müller.

Fälle wie der Bitcoin-Börsenbetrug sorgen dafür, dass der ohnehin ramponierte Ruf weiter leidet. Das hindert jedoch andere Firmen und sogar Staaten nicht daran, an der Vision digitale Währung zu arbeiten.

Unsere Zukunft mit E-Geld

Auch wenn der Bitcoin aussterben könnte – die sogenannte Blockchain-Technologie dahinter wird das sicher nicht. Gemeint ist damit ein komplexes System, durch das sich jede mit elektronischem Geld getätigte Transaktion zweifelsfrei nachweisen lässt. Käufer und Verkäufer können also handeln, ohne sich kennen oder gegenseitig vertrauen zu müssen. Und wer fehlt in dieser Gleichung? Genau, der Mittler.

Diese Funktion erfüllen momentan die Banken, sowohl bei der Bereitstellung des Geldes, das als offizielles Zahlungsmittel anerkannt ist, als auch bei Überweisungen und Lastschriften. Wenn sich jedoch das Prinzip der digitalen Währung durchsetzt, könnten Banken diese Rolle und damit auch an Macht verlieren.

Die Branche hat also zwei Möglichkeiten: den Trend ignorieren oder ihn für sich nutzen. Noch hat sich das E-Geld nicht durchgesetzt. Aber vielleicht ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir unsere Zahlungsvorgänge wie selbstverständlich auf diese Weise erledigen.

Warum das nicht reicht

Auch wenn sich so mancher Politiker sicher ist, dass Bargeld bald der Vergangenheit angehört, zeigt ein Blick in die Gesellschaft das Gegenteil. Den Deutschen ist ihr Bargeld lieb und teuer und es dürfte daher schwierig werden, sie vom Sinn eines Totalumstiegs auf digitales Geld zu überzeugen. Nicht zuletzt hängt diese Skepsis mit dem Misstrauen in Geheimdienste und deren Skandale rund um die digitale Kommunikation zusammen.

Dass die Bürger sich nicht bevormunden lassen, sieht auch die Deutsche Bundesbank so. Vorstandsmitglied Carl-Ludwig Thiele schrieb dazu:

„Die aktuelle Studie der Bundesbank zum Zahlungsverhalten in Deutschland zeigt, dass das Bargeld von vielen Bürgerinnen und Bürger für die Abwicklung alltäglicher Geschäfte verwendet wird und somit in der Bevölkerung fest verankert ist. Deshalb ist das Bargeld in Deutschland weiterhin unverzichtbar.“

Hinzu kommen Sicherheitsbedenken. Wenn Online-Netzwerke überwacht werden, ist es bei meinem Konto genauso? Ein Unbehagen macht sich breit bei dem Gedanken daran, die Altersvorsorge, den Lohn und sämtliche Rücklagen auf fremden Servern zu speichern. Beschlüsse wie der zur Vorratsdatenspeicherung fördern das Vertrauen nicht gerade.

Gründe für Staaten

Doch warum drängen ausgerechnet Staaten wie der Iran darauf, Bargeld komplett abzuschaffen? So hat die Iranische Zentralbank verkündet, das Modell auf der Insel Kisch austesten zu wollen. Der elektronische Bankenservice hätte viele positive und ökonomische Auswirkungen gehabt.

Besonders positiv dürften diese Gründe für den Iran selbst sein. Denn mit der Abschaffung von Bargeld liegt die volle Kontrolle über die Geldmenge in den Händen der Zentralbank. Ob das gut oder schlecht für Markt und Menschen ist – darüber wird heiß diskutiert.

Schweden schafft ebenfalls das Bargeld ab. Eine ausführliche Analyse zu diesem Phänomen mitten in Europa finden Sie hier.

Fazit

Auch wenn digitales Geld mehr und mehr Einzug in das moderne Leben findet, wird es Münzen und Scheine nicht gänzlich zurückdrängen. Zwar liegt der Bitcoin im Trend, dennoch erscheint die Web-Währung noch zu instabil, um die gängigen Devisen zu ersetzen. Die Zukunft wird zeigen, ob ein Wandel in diese Richtung stattfinden wird. Es bleibt spannend!


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