Warum die EZB den Banken Geld leiht

Stand: 28.11.2021

Aufgaben und Funktion der Europäischen Zentralbank

Die Europäische Zentralbank, kurz EZB, ist eine der wichtigsten Institutionen im Finanzsektor. Erst kürzlich geriet die EZB in die Schlagzeilen, als eine „Blockupy“-Bewegung gewaltsam vor dem Hauptsitz demonstrierte. Aber was tut die EZB und warum wird sie dafür kritisiert?

Die Aufgaben der EZB Offenmarktgeschäfte Banken leihen sich Geld Kritik an der EZB Warum ist die EZB so wichtig?

Die Aufgaben der EZB

Hauptaufgabe der Europäischen Zentralbank ist es, die Währungs- und Geldpolitik innerhalb der EU zu steuern. In diesem Zusammenhang hält die Europäische Zentralbank die Reserven für unsere Währung, den Euro.

Darüber hinaus soll die Zentralbank einen reibungslosen Zahlungsverkehr im europäischen Raum sicherstellen, Euro-Papiergeld genehmigen und die Aufsicht über Kreditinstitute wahren. Neben diesen zentralen und sehr wichtigen Aufgaben nimmt die EZB auch eine beratende Funktion für nationale und internationale Behörden ein. Die EZB hat ihren Hauptsitz in Frankfurt am Main und ihre Präsidentin ist die Französin Christine Lagarde.

Die wichtigsten Aufgaben der EZB sind:

  • Stabilisierung des Preisniveaus
  • Beobachtung der Inflationsentwicklung
  • Analyse der Marktsituation und der Kreditinstitute
  • Verwaltung und Verwahrung von Währungsreserven
  • Beratung von Behörden und Organen
  • Genehmigung von Papiergeld

In früheren Zeiten hatten Zentralbanken die Aufgabe, Goldmengen zu horten, um die Währung im richtigen Verhältnis zur Goldmenge zu halten. Damals ging man davon aus, dass Gold einen konstanten Eigenwert hat, mit dem man schwankende Währungen zurechtrücken konnte. Man nennt diese Maßnahme auch Preisniveaustabilität. Dies gehört allerdings weitestgehend der Vergangenheit an.

Hinweis

Die EZB soll unter Berücksichtigung internationaler Währungsentwicklungen Schwankungen des Geldwertes verhindern.

So soll eine Rezession, Inflation oder Deflation vermieden werden. Eine Maßnahme, um auf die internationalen Schwankungen zu reagieren, ist die Senkung bzw. Anhebung des Leitzinses.

Offenmarktgeschäfte

Wie oft in den Medien verlautet, leihen sich Geschäftsbanken bei Bedarf Geld von der Europäischen Zentralbank. Dies erfolgt im Rahmen eines Auktionsverfahrens, bei dem die EZB einen Mindestbietungszinssatz festlegt, der gemeinhin als Leitzins bezeichnet wird. Bei der Europäischen Zentralbank wird der Leitzins durch den EZB-Rat festgelegt, der momentan (Juni 2018) aus 19 Mitgliedern besteht. Bei den Mitgliedern handelt es sich um die Präsidenten aller nationalen Zentralbanken, die am Euro teilnehmen.

Bei dem Leitzins handelt es sich um einen Preis, zu dem Banken sich von der EZB Geld leihen können.

Wir haben nun erfahren, wie die EZB arbeitet, welche Aufgaben sie hat und wie sich die Struktur ihres Rates zusammensetzt. Doch warum müssen die Banken sich überhaupt Geld leihen?

Banken leihen sich Geld

Seit dem Kollaps der Lehman Brothers und der damit in Zusammenhang stehenden Wirtschaftskrise vergibt die EZB sogenannte Tender. Dabei handelt es sich um große Ausschüttungen mit festen Laufzeiten. Banken können sich auf einfachste Art und Weise und unbegrenzt Geld leihen und das ohne bedeutende Sicherheiten. Mittlerweile genügt es der EZB, wenn eine Bank Anleihen und Wertpapiere hinterlegt.

Wie bereits angedeutet, soll mit diesen großzügigen Paketen (Im Februar 2012 waren es z.B. über 530 Milliarden Euro) der Geldkreislauf stabil gehalten werden. Insbesondere im Zusammenhang mit den Finanzkrisen liehen die Banken sich enorm hohe Summen zu verschwindend geringem Leitzins (unter 1 %). Nach Meinung der EZB sind diese Geldspritzen notwendig, um einen Totalkollaps des Banken- und Finanzwesens, wie wir es kennen, zu verhindern.

Kritik an der EZB

Die Europäische Zentralbank muss sich mit vielfacher Kritik für ihre Geldpolitik auseinander setzen. So schätzen einige Finanzexperten das von der EZB gesteckte Inflationsziel von zwei Prozent als zu niedrig. Auch die sogenannte Zwei-Säulen-Strategie wird grundsätzlich infrage gestellt. Zum einen steuert die EZB bei dieser Strategie die Geldmenge, zum anderen überwacht sie die Inflationsrate.

Die EZB verteidigt ihr zweigleisiges Konzept mit der Komplexität des Marktes. So sei es notwendig, mehr als nur eine Einflussgröße zu betrachten, um Inflation bzw. Deflation zu vermeiden.

Warum ist die EZB so wichtig?

Die Europäische Zentralbank stellt ein elementares Instrument zur Wahrung und Überwachung des Euro da. Darüber hinaus leiht sie Banken Geld, die andernfalls im Zuge der Finanzkrisen im Ruin gelandet wären. Sie reguliert damit die Märkte, kann Einfluss üben und Krisen abfedern, bevor diese sich z.B. zu einer Inflation entwickeln. Allerdings ist die Geldpolitik der EZB recht umstritten.

Finanzakteure, so die Argumentation der Kritiker, würden in dem Wissen, auf eine Art finanzielles Auffangnetz vertrauen zu können, besonders spekulativ arbeiten. Schließlich ist die EZB zur Stelle, wenn der Bankrott droht. Dem entgegen steht die Bemühung der Politik, die Konditionen und Gesetze zu verbessern. Denn die Geldvergabe durch die EZB soll eine Ausnahme und nicht die Regel darstellen.


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