FinTechs – lösen sie bald die Banken ab?

Stand: 19.03.2024

Sie könnten schon bald zur Alternative von Millionen Bankkunden werden: Die StartUps der Finanztechnologie, kurz FinTechs. Ihre Gründer versprechen Leistungen, die bisher die Domäne der klassischen Kreditinstitute war. Werden sie die Bankenwelt umkrempeln oder sind sie nicht mehr als eine Blase?

Was sind FinTechs? Die Hintergründe des Erfolgs Die Kehrseite der Medaille Kehrtwende Kooperation statt Konkurrenz Fazit

Was sind FinTechs?

Bei FinTechs handelt es sich um junge IT-Unternehmen, die es sich zum Ziel machen, den klassischen Bankenmarkt zu revolutionieren. Dabei unterscheiden sich die FinTechs in ihren Angeboten erheblich voneinander.

Die meisten FinTechs jedoch setzen auf Kundenorientierung. Der User soll es so einfach wie möglich haben, Anlageprodukte oder Versicherung zu erwerben. Um dies zu ermöglichen, bedienen sich FinTechs einer hohen virtuellen Vernetzung und eigens entwickelter Software. Kombiniert mit einem Servicesektor kann aus einer Idee im Zuge einer Crowdfunding-Kampagne oder durch die Unterstützung von Venture Capitalists schnell ein florierendes Unternehmen werden.

Die Hintergründe des Erfolgs

FinTechs boomen, denn sie kommen zur optimalen Zeit: Das Vertrauen der Kunden in das klassische Bankensystem sinkt seit Jahren. Finanzkrisen, Strafzinsen, 0 % auf Tagesgeld und ethische Skandale haben dem Image von Finanzinstituten massiv geschadet. Beinahe täglich hören wir von Pleiten und neuen Gebühren, die erhoben werden. Verbraucherschützer und Justiz kritisieren darüber hinaus die fehlende Transparenz der Geschäftsbanken.

Kein Wunder also, dass viele Menschen sich nach Alternativen umsehen. Und hier kommen die FinTechs ins Spiel: Sie versprechen, genau diese Alternativen anzubieten. Da die meisten FinTechs keinen gewaltigen und schwerfälligen Verwaltungsapparat haben, können sie sich früh spezialisieren und Dienstleistungen aus erster Hand anbieten. Doch wie vertrauenswürdig sind diese Business-Booster?

Die Kehrseite der Medaille

Kreditech (später Monedo) war ein FinTech, das Kredite auch an Personen vergab, die in üblichen Banken kein Darlehen erhalten würden. Mit komplexen Algorithmen wurde bei Kreditech die Bonität von Antragsstellern berechnet. Dabei nutzte Kreditech nicht die klassischen Wege, sondern berechnete unter anderem anhand von Freundschaften bei Facebook und Bewertungen bei eBay die Wahrscheinlichkeit, dass der Kreditnehmer die Summe zurückzahlt.

In Deutschland gibt es für diesen Zweck die Schufa, doch Kreditech dachte global. Der ZEIT sagte einer der Gründer, Sebastian Diemer:

„In Ländern wie Deutschland ist es kein Problem, etwas über die Bonität eines Menschen zu erfahren, aber in Ländern wie Russland sieht das ganz anders aus.“

Kreditech wuchs die ersten Jahre rasant, geriet allerdings später, auch begünstigt durch die Coronoa-Pandemie, in Schieflage und meldete 2020 Insolvenz an.

Ein anderes FinTech ist Wikifolio, eine Art Online-Stammtisch für Investoren. Mitglieder können hier die Anlagestrategien anderer Mitglieder verfolgen. Ende 2014 lagen knapp 100 Millionen Euro in Wertpapieren auf Wikifolio. Was früher der Bankberater riet, das raten heute Wildfremde auf Wikifolio – und bekommen zur Belohnung tausende Nachahmer.

Kehrtwende

Beispiele wie Wikifolio oder Kreditech zeigen, dass die Branche allmählich auf den Kopf gestellt wird. FinTechs zeichnen sich vor allem durch ihre Wendigkeit und ihren Einfallsreichtum aus – zwei Eigenschaften, die ihnen schnelle Reaktionen auf den sich ständig wandelnden Finanzmarkt ermöglichen.

Für Anleger sind FinTechs wie Zinspilot interessant. Dort finden Sie höher verzinste Angebote von ausländischen Banken übersichtlich aufgeführt. Sie brauchen hierfür ur ein Konto eröffnen und können dann direkt über die Seite Tagesgeld und Festgeld abschließen. Über die EU-weite Einlagensicherung sind Guthaben bis 100.000 Euro pro Person geschützt.

Doch nicht alle sind von den hippen, auf locker getrimmten Kleinunternehmen begeistert. Datenschützer äußern angesichts der Durchleuchtung von Aktivitäten in sozialen Medien Bedenken, ebenso war Kreditech erst 2016 von einem Datendiebstahl betroffen.

Viele FinTechs konzentrieren sich, wie bereits erwähnt, auf das Privatkundengeschäft. Doch was, wenn sich Zahlungsausfälle bei Kunden summieren? Crowdlending klingt als Modell gut, doch handelt es sich bei Kreditnehmern eben um jene Personen, die keine Kredite bei Banken bekommen. Es bleibt abzuwarten, ob sich diese Modelle, die ein hohes Risiko in sich bergen, in der Zukunft beweisen.

Kooperation statt Konkurrenz

Viele Banken sehen in den FinTechs und ihren dynamischen Angeboten eine Bedrohung des klassischen Finanzgeschäftes. Einerseits mag das zutreffen, besonders, wenn die FinTechs Geldanlagen zu günstigeren Konditionen (zum Beispiel höhere Zinsen bei kurzer Anlagedauer) anbieten.

Andererseits suchen Kreditinstitute wie die PSD Bank und die Berliner Volksbank die Zusammenarbeit, anstatt sich in Konkurrenz zu den frischen Unternehmen zu sehen. Langfristig ist diese Strategie wohl erfolgreicher, denn mit dem Tempo der rasant wachsenden StartUps werden die Finanzriesen ohnehin nicht mithalten können. Und tatsächlich könnten beide Seiten profitieren: Die Banken bringen das Geld und die Infrastruktur, die FinTechs die kreativen Ideen, wie das Beispiel der Solarisbank zeigt.

Fazit

Für klassische Banken sind die wachsenden FinTechs eine Herausforderung. Das liegt sowohl an ihrer Schnelligkeit, als auch an einer gewissen Ohnmacht gegenüber den ehrgeizigen Jungunternehmern. FinTechs sind für Verbraucher besonders dann reizvolle Alternativen, wenn sie gleiche oder sogar bessere Leistungen zu attraktiveren Konditionen bieten. Banken können also mit den aufstrebenden FinTechs kooperieren, oder wie die Deutsche Bank eigene Think Tanks errichten, um hausinterne Innovationen zu finden. Dennoch besteht ein Risiko und FinTechs müssen noch beweisen, ob sie über mehrere Jahre ihr Niveau zuverlässig halten können.


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