Gründe für die Preiserhöhung Was Sie tun können Verbraucherzentrale mahnt ab Weitere werden folgen Fazit
Wer ist betroffen?
Über 5 Millionen Kunden der Postbank erhalten dieser Tage Briefe zur Einführung neuer Kontogebühren. Die Postbank führt aktuell diese Girokonto-Typen:
- Postbank Girokonto plus
- Postbank Giro extra plus
- Postbank Giro direkt
- Postbank Giro start direkt
- Postbank Giro Basis
Die folgende Tabelle zeigt die bisherigen Gebühren und die Änderungen ab Oktober 2019.
Produkt | Gebühren NEU | vorherige Gebühren |
---|---|---|
Giro plus | 4,90 € monatlicher Grundpreis 1,90 € je beleghafter Überweisung 0,90 € je Auftrag per Telefon-Banking 2,50 € Versand monatlicher Finanzstatus |
3,90 € monatlicher Grundpreis 0,99 € je beleghafter Überweisung 0,00 € je Auftrag per Telefon-Banking 1,90 € Versand monatlicher Finanzstatus |
Giro extra plus | 10,90 € bis 2.999,99 € Geldeingang kostenlos ab 3.000 € Geldeingang 2,50 € Versand monatlicher Finanzstatus |
9,90 € bis 2.999,99 € Geldeingang kostenlos ab 3.000 € Geldeingang 1,90 € Versand monatlicher Finanzstatus |
Giro direkt | 1,90 € monatlicher Grundpreis 2,50 € je beleghafter Überweisung 2,50 € je Auftrag per Telefon-Banking 2,50 € Versand monatlicher Finanzstatus |
1,90 € monatlicher Grundpreis 1,50 € je beleghafter Überweisung 1,50 € je Auftrag per Telefon-Banking 1,90 € Versand monatlicher Finanzstatus |
Giro start direkt | kostenlos für 7- bis 21-Jährige 0,00 € je beleghafter Überweisung |
kostenlos für 7- bis 21-Jährige 0,99 € je beleghafter Überweisung |
Giro Basis | 5,90 € monatlicher Grundpreis 1,90 € je beleghafter Überweisung 0,90 € je Auftrag per Telefon-Banking 2,50 € Versand monatlicher Finanzstatus |
5,90 € monatlicher Grundpreis 0,99 € je beleghafter Überweisung 0,00 € je Auftrag per Telefon-Banking 1,90 € Versand monatlicher Finanzstatus |
Von den Veränderungen sind demnach alle Kontomodelle betroffen. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass das meist genutzte Giro plus auch die meisten Gebührenerhöhungen hat. Auch beim Giro extra plus erhöht sich die monatliche Kontoführungsgebühr bei Geldeingängen unter 3.000 €. Mit Ausnahme des Giro start direkt steigen bei allen Postbank Girokonten auch die Preise für beleghafte Überweisungen, die Nutzung des Telefon-Bankings und/oder den Versand des Finanzstatus.
Gründe für die Preiserhöhung
Der Konkurrenzkampf der Banken um Kunden ist härter geworden. Verschärft wurde dieser Kampf durch zwei gegensätzliche Entwicklungen. Zum einen ließ EZB-Präsident Mario Draghi im Zuge seiner scharf kritisierten Niedrigzinspolitik die Zinsen für den Euro herunterdrücken. Das betraf auch die Banken, die trotzdem vielfach an kostenlosen Girokonten festhielten, um Neukunden an sich zu binden.
Diese Zeiten scheinen jedoch vorbei zu sein. Erst kürzlich hatten die Sparkassen eine flächendeckende Einführung von Kontoführungsgebühren angekündigt. Bereits der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Georg Fahrenschon, sagte der „Bild“-Zeitung dazu:
„Ich erwarte, dass es in einigen Jahren praktisch nirgendwo mehr kostenlose Girokonten geben wird.“
Fahrenschons Zitat scheinen sich Banken zum Vorbild genommen zu haben. Denn nach der Preiserhöhung vom 1. November 2016 werden seit dem 1. Oktober 2019 bei der Postbank erneut neue Gebühren fällig.
Anhand der neuen Preismodelle sind die Auswirkungen der Niedrigzinspolitik nun auch für den Endverbraucher deutlich spürbar. Bereits seit Jahren haben die Banken sich, so scheint es, von den Klassikern Tagesgeld und Festgeld verabschiedet – die zum Teil verschwindend niedrigen Zinsen sprechen eine deutliche Sprache.
Susanne Klöß, Vorstand Produkte bei der Postbank, äußerte sich wie folgt dazu:
„Wir wollen als Postbank auch in Zukunft als eine leistungsstarke Online- und Filialbank für unsere Kunden da sein. Das Marktumfeld mit insbesondere dem Niedrigzinsniveau macht es uns aber immer schwerer, mit dem Girokonto Geld zu verdienen. Klar ist, dass unsere Dienstleistungen einen Wert und damit einen Preis haben. Mit der Neuordnung unserer Kontowelt schaffen wir eine faire Balance zwischen den Interessen unserer Kunden einerseits und denen unserer Aktionäre andererseits. Unsere Kunden haben abhängig von der Nutzung selbst die Wahl, welchen Preis sie künftig für ihr Postbank Girokonto zahlen.“
Hier kommt die Frage auf, ob kostenlose Girokonten also keinen Wert besitzen? Zahlreiche Direktbanken, die nach wie vor kostenlose Konten anbieten, würden dies wohl verneinen. Allerdings haben Direktbanken auch wesentlich weniger Personal und Infrastruktur zu finanzieren. Auch entfallen Kosten für die Instandhaltung von Filialen.
Was Sie tun können
Kontoführungsgebühren müssen Sie nicht einfach hinnehmen. Zwar werden höchstwahrscheinlich immer mehr Banken auf den Zug aufspringen und ihre Kontoführungsgebühren in die Höhe schrauben. Allerdings finden Sie auch heute noch durch einen effektiven Girokonto-Vergleich zahlreiche günstige oder gar kostenlose Girokonten. Auch ist ein Kontowechsel heutzutage nichts, wovor Sie sich fürchten müssen. Wer sich den Papierkram sparen will, kann sogar einen Umzugsservice in Erwägung ziehen. Drei gute kostenlose Girokonten sind zum Beispiel diese hier:



Verbraucherzentrale mahnt ab
Überraschenderweise mahnte die Verbraucherzentrale Hamburg die Postbank bei der damaligen Erhöhung 2016 für die Umstrukturierung ihrer Kontoführungsgebühren ab. Grund hierfür war das frühere Versprechen der Postbank bei einer Werbeaktion, Kunden ein dauerhaft kostenloses Girokonto garantieren zu können. Das Kreditinstitut lenkte schließlich ein und verpflichtete sich, für die betroffenen Aktionsgirokonten auch zukünftig keine Kontoführungsgebühren zu verlangen. Die Verbraucherzentrale schätzt, dass insgesamt einige tausend Kunden davon betroffen waren.
Weitere werden folgen
Dass Sparkassen und Postbank ihre Gebührenmodelle bei Girokonten ändern, dürfte nur der Anfang einer neuen Preisentwicklung sein. Auch Kunden anderer Banken werden sich darauf einstellen müssen, dass ihre Konten kostenpflichtig werden. Positiv ist, dass die Rechte der Verbraucher seit 2016 gestärkt werden. So hat seit Mitte Juni 2016 jeder geschäftsfähige Deutsche das Recht auf ein Basiskonto – unabhängig von seinen Einkommensverhältnissen. Dieses kann, muss jedoch nicht kostenlos sein.
Darüber hinaus wurde im September 2016 durch ein neues Gesetz der Kontowechsel für Verbraucher vereinfacht. So muss die Bank, zu der ein Kunde wechselt, ab sofort innerhalb von zwei Tagen Kontakt zur alten Bank aufnehmen und sich in einem Zeitraum von fünf Tagen sämtliche Lastschriftenaufträge, Überweisungen und Daueraufträge übermitteln lassen. Nach spätestens weiteren fünf Tagen muss das Konto fertig für den Kunden eingerichtet sein.
Fazit
Mit den Veränderungen der Kontoführungsgebühren ist wohl das Ende der Fahnenstange nicht erreicht. Zwar wolle man seitens der Banken den Kunden auf keinen Fall mit Negativzinsen belasten – allerdings nur, wenn es sich vermeiden lasse, so der Tonus. Und wenn das Wort Negativzinsen in den aktuellen Debatten bereits fällt, dann hat das Thema eine nicht zu unterschätzende Relevanz. Fakt ist aber auch, dass der Verbraucherschutz das Vorhaben der Gebührenerhöhung bei Girokonten erschwert. Wir dürfen gespannt sein!
Wie ist Ihre Meinung zu diesem Thema?
Das ist der Kapitalismus pur. Wie immer wollen die Banken schnelles Geld machen. Es trifft immer die kleinen Leute. Danke Bundesrepublik Deutschland