Wie unabhängig ist Ihr Bankberater?

Stand: 10.05.2023

Eine Beratung zum Thema Finanzen ist wie ein Besuch beim Zahnarzt: lästig, aber notwendig. Und wie beim Zahnarzt müssen wir Vertrauen darin haben, dass unser Finanzberater seine Arbeit gewissenhaft macht.

Wie verdient ein Bankberater? Gewissensbisse Provision vs. Honorar Geldverwaltung durch Roboter Worauf ist zu achten? Unabhängige Vergleiche für Bankkonten Fazit

Zwar gibt es derzeit ein breit gefächertes Angebot an Tagesgeld– und Festgeldangeboten und wir könnten uns jederzeit eines dieser Angebote online sicher. Eine Beratung wäre also nicht zwingend notwendig. Allerdings sind die Zinsen sehr niedrig. Oder die Zinsen klingen attraktiv, dafür aber liegen die Banken im Ausland.

Noch komplizierter wird es bei Aktien, Anleihen, Fonds, ETFs oder partialischen Darlehen. Viele Menschen sehen nicht mehr durch im Dickicht der Finanzen und gehen daher zum Bankmitarbeiter ihres Vertrauens. Doch ist dieser wirklich unabhängig?

Wie verdient ein Bankberater?

Den meisten dürfte klar sein, dass ein Bankangestellter nicht umsonst arbeiten. Nicht immer ist den Kunden allerdings klar, wie deren Lohn zustande kommt. Insbesondere bei den Sparkassen herrschte lange Zeit der weit verbreitete Irrtum, diese würden keine Provisionen an ihre Mitarbeiter zahlen. Das ist allerdings nicht der Fall. So musste die Sparkasse im vergangenen Jahr ihre Provisionsrichtlinien in den AGB offen legen.

Jahrzehntelang hatten auch andere Banken ihre Kunden „beraten“, ohne über Provisionen ausreichend aufzuklären. Besonders trickreich wurde hier mit der sogenannten Innenprovision vorgegangen. Diese wird nämlich nicht separat vom Kunden bezahlt, sondern ist direkt im Anlagebetrag versteckt.

Diese Praxis hat der BGH mit einem Urteil 2014 unterbunden. Halten Banken sich nicht daran, so haften sie für den aus der Beratung entstehenden Schaden. Mit anderen Worten: Sie stehen für den Verlust des Kunden gerade. Und das, sobald ein Beratungsvertrag vorliegt. Zum Beschluss sagte der Tübinger Rechtsanwalt Andreas Tilp in der Süddeutschen Zeitung:

„Das Urteil ist historisch, weil es festlegt, dass ab 1. August alle Innenprovisionen offengelegt werden müssen und zwar von Banken ebenso wie von den freien Vermittlern.“

Hinter den Provisionen stehen sogenannte Fondsgesellschaften wie Union Investment, Deka und andere. Besonders in Verruf geraten sind Provisionen, die vor allem durch geschlossene Fonds in den Bereichen Windenergieanlagen, Schiffsbau und Immobilien geflossen sind. Hier haben Anleger schwere Verluste erlitten, ohne ausreichend über die Gefahren dieser Produkte informiert worden zu sein.

Gewissensbisse

Auch kommen Bankberater in einen Gewissenskonflikt: Denn in den seltensten Fällen ist das teuerste Anlageprodukt im Portfolio gleichzeitig das beste für den Kunden. Hierzulande ist man noch nicht so weit wie in Großbritannien: Dort dürfen Wertpapiere durch Berater nämlich nur noch gegen Honorare verkauft werden. Dies hatte einen Ausstieg zahlreicher Banken aus der Finanzberatung zur Folge. Und bedeutet letztendlich das Ende des Provisionsgeschäfts mit dem ahnungslosen Kunden.

Gut so, denn Fehlinvestitionen können, je nach Umfang, fatale Folgen haben – für die private Altersvorsorge etwa. Was können Kunden also tun, um nicht in die Provisionsfalle zu tappen?

Provision vs. Honorar

Experten wie der Quirin Bank-Gründer Karl Matthäus Schmidt sehen die Lage düster. Dem Handelsblatt erklärte er:

„Die unabhängige Beratung ist in Deutschland nach wie vor ein sehr kleiner Bereich. Es muss ein Umdenken geben. Die Menschen müssen verstehen, dass Beratung auf Provisionsbasis nie neutral sein kann und dass ihnen dadurch finanzielle Nachteile entstehen.“

Verdient ein Berater anhand von Provisionen, ist das dahinterstehende Interesse klar: Es sollen die Produkte verkauft werden, welche die höchsten Provisionen abwerfen. Das ist natürlich nicht im Interesse des Kunden. Ein Honorarberater erhält keine produktbezogenen Provisionen. Er wird in der Regel nach Stunden bezahlt. Zwar erscheint der durchschnittliche Stundensatz von 150 Euro auf den ersten Blick hoch (zugegeben, er ist es auch), dafür hat der Honorarberater eine andere Motivation. Er ist nicht gezwungen, Ihnen die teuersten Produkte schmackhaft zu machen, um die höchstmögliche Provision zu kassieren. Stattdessen kann er zugeschnitten auf Ihre Finanzen einen Anlageplan aufstellen und Sie sachlich über die damit verbundenen Risiken informieren. Bei schlechter Beratung und schlechten Produkten verlieren Sie im Laufe der Zeit vermutlich weit mehr als 150, 300 oder 500 Euro. Überlegen Sie es sich gut.

Tipp

Wenn es um die Anlage ihres Ersparten geht, Sie Vermögen aufbauen oder sichern möchten, aber selbst keine Ahnung davon haben, nehmen Sie ein paar Euro in die Hand und gehen Sie zu einem Honorarberater. Alles andere kostet am Ende viel mehr Geld und wäre schlicht fahrlässig.

Achten Sie bei der Suche nach einem Honorarberater aber unbedingt auf die Seriosität. Eine erste Anlaufstelle bei der Suche ist die Webseite des Bundersverbandes der Versicherungsberater.

Geldverwaltung durch Roboter

Das klingt ein wenig nach Raumschiff Enterprise. Ganz so weit hergeholt ist das aber nicht, denn längst werden Programme und Algorithmen auch in der Finanzbranche eingesetzt. Zum Beispiel an der Börse. Nicht nur menschliche Berater bieten also Alternativen zur Provisions-basierten Bankberatung. Fintechs wie Scalable Capital, …, bieten ebenfalls Alternativen zur klassischen Bankberatung. Sogenannte Robo-Advisor Programme finden die passende Anlagestrategie und managen das Portfolio vollautomatisch. Scalable Capital Gründer Erik Podzuweit arbeitete mehrere Jahre bei Goldman Sachs. In einem Interview mit Gruenderszene.de erläutert er zum Geschäftsmodell:

„Unser Startup ist der einzige bankenunabhängige Robo-Advisor mit einer Erlaubnis der BaFin. Wir dürfen uns somit als regulierter Vermögensverwalter vollständig um die Verwaltung der Kundengelder kümmern.“

Bevor Sie eine teure Beratung oder die Dienste eines „Robo-Advisors“ in Anspruch nehmen, hätten wir jedoch ein paar Hinweise für Sie – und die gibt’s ganz umsonst!

Worauf ist zu achten?

  1. Überprüfen Sie die AGB Ihrer Bank nach Hinweisen auf Provisionen für deren Berater.
  2. Verwenden Sie Ihren gesunden Menschenverstand: Was zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es meistens auch.
  3. Wenn Sie sich persönlich beraten lassen wollen: lieber auf Honorarbasis
  4. Bilden Sie sich persönlich im Bereich Finanzen weiter – zum Beispiel durch ein gutes Buch über Geldanlage oder FinanzBlogs.
  5. Eine gute Finanzplanung erfolgt langfristig. Planen Sie daher einen stetigen Vermögenszuwachs anstelle einer Einmalzahlung.

Unabhängige Vergleiche für Bankkonten

Auf Kontofinder.de finden Sie unabhängige Vergleiche in den Bereichen Girokonto, Tagesgeld und Festgeld. Es werden alle Banken gelistet, die ein Online-Konto anbieten. Darüber hinaus versorgen wir Sie mit hilfreichem Finanzwissen, von dem wir selbst überzeugt sind.

Welche Kontoarten Sie bei uns sonst noch finden:

Für die Bewertung der einzelnen Angebote nutzen wir eine spezielle Bewertungsformel. Unsere Ergebnisse basieren ausschließlich auf Fakten, nicht auf Provisionen oder anderen Vergütungen.

Tipp

Suchen Sie nicht das perfekte Konto, sondern das mit den meisten Vorteilen für sich. Ein Kontowechsel ist zwar aufwendig, birgt aber kein finanzielles Risiko und lässt sich schnell erledigen. Darüber hinaus bieten die meisten Banken einen Service zum Kontowechsel an.

Für die Altersvorsorge oder andere Geldanlagen raten wir Ihnen allerdings zu einer persönlichen, unabhängigen Beratung durch einen spezialisierten Honorarberater, denn hier können Fehler sehr teuer werden.

Fazit

Wir raten von einer Beratung auf Provision ab und empfehlen den Gang zum Honorarberater wenn es um langfristige Investments geht oder Sie Ihr Erspartes vermehren wollen. Falls Sie doch eine Finanzberatung in Ihrer Bank möchten, informieren Sie sich vorab in den AGB über die Vergütungs- und Provisonsstrukturen und haken Sie bei den offerierten Anlageprodukten genau nach, welche Risiken bestehen.


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