Cyberversicherungen für Privatpersonen – gegen Phishing und Internetbetrug sinnvoll?
Stand: 03.02.2025
In Deutschland war schon jede vierte Person einmal Opfer einer Cyberattacke. Jeden Tag gibt es tausende Angriffe im Internet – Tendenz steigend. Da wundert es nicht, dass immer mehr Versicherungen eine Cyberversicherung anbieten. Welche Leistungen enthalten sind, wie hoch die Kosten sind, für wen sich so ein Internet-Schutzbrief lohnt und was es Wichtiges zu beachten gilt, erfahren Sie hier.
Alles Wichtige zu Cyberversicherungen
- Eine Cyberversicherung, auch Internet-Schutzbrief genannt, sichert gegen die Folgen von Internetkriminalität ab.
- Leistungen sind u.a. Schutz des Online-Bankings, Absicherung bei Missbrauch von Bankkarten und Kundenkonten im Internet, Online-Käuferschutz sowie Unterstützung bei Identitätsdiebstahl und Datenmissbrauch.
- Je nach Leistungsumfang liegen die Kosten bei ca. 50-60 Euro im Jahr für Privatkunden.
- Ob sich so ein Internet-Schutzbrief lohnt, hängt von Ihrem eigenen Sicherheitsbedürfnis und davon ab, ob bereits bestehende Versicherungen gleiche Leistungen abdecken.
- Cyber-Versicherungen sind nicht standardisiert. Lesen Sie vor Abschluss unbedingt die Versicherungsbedingungen und treffen Sie die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen, um im Ernstfall auch eine Entschädigung zu erhalten.
Definition Leistungen Kosten Zielgruppe Hinweise Fazit
Was genau ist eine Cyber-Versicherung?
Definition
Eine Cyberversicherung, auch Internet-Schutzbrief genannt, sichert Sie gegen die Gefahren des Internets ab und entschädigt Sie, wenn Sie Opfer von Internetkriminalität wurden.
Mittlerweile gibt es viele Versicherungen, die so einen Schutz nicht mehr nur für Unternehmen, sondern auch für Privatpersonen anbieten. Im privaten Bereich sind meist Sie selbst und alle Familienangehörigen, die mit Ihnen im gleichen Haushalt leben, versichert.
Was für Leistungen bieten Cyberversicherungen?
Hier ist zunächst eine kurze Übersicht über mögliche Leistungen, die von der Cyber-Versicherung abgedeckt sind.
- Absicherung beim Online-Banking (z.B. gegen Phishing, Pharming und Hacking)
- Schutz bei Missbrauch von Kredit- und Bankkarten im Internet
- Absicherung bei Missbrauch von Online-Kundenkonten und Online-Gutscheinen
- Internet-Käuferschutz, wenn bestellte Waren nicht geliefert werden
- Schutz vor Identitätsdiebstahl und Datenmissbrauch
- Unterstützung bei Datenrettung nach Viren- und Hackerangriffen
- Hilfe bei Cyber-Mobbing und Rufschädigung
Wichtige Begriffe einfach erklärt
- Scamming – Betrüger bauen Kontakt zu Ihnen auf und versuchen durch gezielte Manipulation Geld zu bekommen.
- Phishing – Über gefälschte E-Mails, SMS und andere Kommunikationswege werden Sie auf eine betrügerische Internetseite weitergeleitet, um dort vertrauliche Daten einzugeben, die zur Kontoplünderung genutzt werden.
- Pharming – Ähnlich wie Phishing, allerdings werden Sie hier durch böswilligen Code auf gefälschte Webseiten umgeleitet.
- Hacking – Ein Hacker verschafft sich unerlaubt Zugriff zu Ihrem digitalen Gerät.
- Malware – Schadprogramme, die Ihr Betriebssystem infizieren, Schäden verursachen oder Daten klauen. Dazu zählen auch Viren und Trojaner.
- Ransomware – Schadprogramme, die Ihren Computer sperren oder Daten verschlüsseln. Sie werden dann erpresst und sollen einen bestimmten Betrag zahlen.
- Skimming – Das illegale Auslesen von Bankkartendaten an Geldautomaten und Terminals.
- Cyber-Mobbing – Die Beleidigung, Belästigung, Bedrohung oder Bloßstellung in sozialen Netzwerken, Foren und Chats.
Im Folgenden erfahren Sie, welche Gefahren des Internets abgesichert sind. Die Versicherungssumme für alle Schadensfälle innerhalb eines Jahres liegt meist bei 15.000 €. Bestimmte Leistungen haben auch deutlich geringere Versicherungssummen.
Schutz Ihres Online-Bankings
Allgemein schützt Sie die Cyberversicherung, wenn sich Betrüger unberechtigterweise Zugang zu Ihrem Online-Banking verschaffen oder auf andere Art und Weise Geld von Ihrem Bankkonto abbuchen und Ihnen damit einen finanziellen Schaden zufügen.
Hierbei gibt es viele Möglichkeiten:
Weit verbreitet ist das sogenannte Phishing, also dem Angeln nach vertraulichen Informationen mithilfe eines Köders. Sie erhalten von einem scheinbar seriösen Unternehmen oder Person eine täuschend echt aussehende E-Mail, SMS, Social Media Nachricht oder Telefonanruf. Zum Beispiel wird vorgegeben, dass Ihr Passwort geändert werden muss oder Sie Ihre Daten bestätigen sollen.
In der Kommunikation ist ein schädlicher Link enthalten. Wenn Sie darauf klicken, werden Sie auf eine gefälschte Internetseite weitergeleitet. Dort werden Sie dann aufgefordert, persönliche Daten wie Passwörter und Kreditkartendaten einzugeben. Wenn Sie dann auf Senden klicken, werden die eingegebenen Informationen zu den Betrügern gesendet. Diese können dann die Daten nutzen, um Ihnen einen finanziellen Schaden zuzufügen. Oder Sie werden direkt aufgefordert, eine Zahlung zu tätigen, die dann zu den Kriminellen und nicht dem vermeintlichen Absender geschickt wird.
Es kann auch Folgendes passieren: Sie öffnen einen E-Mail-Anhang von einem unbekannten Sender. Dadurch installiert sich eine Schadsoftware, die in Zukunft unbemerkt all Ihre Aktivitäten aufzeichnet und Eingaben, wie Logins oder Kreditkartendaten, protokolliert.
Ähnlich ist das Pharming. Hier wird allerdings kein Köder benutzt. Stattdessen wird unbemerkt auf Ihrem Computer schädlicher Code installiert. Sie werden dann unbemerkt auf eine betrügerische Webseite weitergeleitet, wo Sie dann auch wieder Ihre vertraulichen Informationen eingeben sollen.
Beim Hacking greift der Kriminelle direkt auf Ihre Daten und Dateien zu und kann damit auch Zugang zu Ihrem Vermögen erhalten. Sie nutzen ein öffentliches, ungesichertes Netzwerk und geben sensible Daten ein.
Tipp
In unserem Ratgeber Online-Banking und Sicherheit finden Sie viele Tipps, um die Nutzung des Online-Bankings möglichst sicher zu gestalten.
Schutz bei Kreditkartenbetrug im Internet
Bitte beachten Sie zunächst, dass der Schutz nur gilt, wenn Kriminelle mit den Kartendaten der Kreditkarte oder Debitkarte im Internet bezahlen.
Bei Zahlungen in Geschäften greift der Schutz der Bank oder des Kreditkarteninstituts. Im Betrugsfall haften Sie bis maximal 50 Euro. Wichtig ist hierbei, dass Sie den Betrug schnellstmöglich melden und nicht grob fahrlässig (z.B. Karte und PIN gemeinsam aufbewahrt) oder in betrügerischer Absicht gehandelt haben. Häufig müssen Sie gar nichts zahlen. Visa und Mastercard haben zum Beispiel eine Zero Liability Protection.
Es gibt viele Wege, wie Betrüger an Ihre Bankkartendetails gelangen können:
- Sie verlieren unbemerkt Ihre Kreditkarte oder Ihre Geldbörse wird gestohlen. Da der Betrüger nun alle wichtigen Informationen hat, d.h. Name, Kreditkartennummer, Gültigkeitsdatum sowie die Prüfziffer, kann er oder sie in vielen Online-Shops einkaufen, die auf zusätzliche Sicherheitsverfahren verzichten.
- Ihre Kreditkartendaten können auch mit bestimmten Apps via NFC ausgelesen werden. Der Betrüger muss dazu nur nah genug an Ihnen bzw. Ihrer Geldbörse stehen.
- Ein Unternehmen, dem Sie Ihre Kreditkartendaten gegeben haben (z.B. ein Online-Shop), wird selbst gehackt, so dass Betrüger in den Besitz Ihrer Kartendaten kommen.
- Skimming ist heutzutage weniger ein Problem, da neue Kreditkarten keinen Magnetstreifen mehr haben. Ein Auslesen der Kartendaten am Geldautomaten oder Terminal ist damit nicht mehr möglich.
Geben Sie grundsätzlich Ihre Kreditkartendaten immer mit Bedacht weiter und bewahren Sie Ihre Kontokarten sicher auf. Wenn Ihnen Abbuchungen oder andere Vorkommnisse verdächtig erscheinen, sperren Sie zur Sicherheit Ihre Kontokarte. Dies geht häufig direkt in der Banking-App, im Online-Banking oder telefonisch unter der 116 116.
Schutz bei Missbrauch von Online-Kundenkonten und Gutscheinen
Sie sind nicht nur abgesichert, wenn Kriminelle auf Ihr Online-Banking zugreifen, sondern sich auch Zugang zu einem Online-Kundenkonto verschaffen. Zum Beispiel kaufen die Betrüger in Ihrem Namen ein und Geld wird von Ihrem Bankkonto abgebucht.
Falls Betrüger Ihren Online-Gutschein einsetzen oder Ihre Punkte beim Bonusprogramm ausgeben, wird Ihnen der finanzielle Verlust erstattet, meist bis zu einer Summe von 500 €.
Schutz bei nicht gelieferten Waren
Wenn Sie im Internet bei einem Online-Händler etwas bestellen und die Ware bezahlt haben, sie aber nicht geliefert wird, erhalten Sie bis zu 3.000 € zurück.
Der Verkäufer muss seinen Wohn- bzw. Geschäftssitz innerhalb der EU haben. Bestellen Sie also in einem US-Online-Shop und erhalten dann nie die Ware, bekommen Sie kein Geld von der Versicherung erstattet.
Weitere mögliche Leistungen
Neben finanziellen Schäden decken einige Anbieter auch folgende Leistungen ab:
Schutz vor Identitätsdiebstahl und Datenmissbrauch: Unter anderem geht es hierbei darum, wenn ohne Ihre Erlaubnis Fotos oder Daten von Ihnen ins Internet gestellt werden. Die Anbieter arbeiten hierbei mit sogenannten Screening-Services zusammen, die im Internet Ihre Identität schützen und gegebenenfalls rufschädigende Inhalte löschen.
Unterstützung bei der Datenrettung nach Virenangriffen: Falls wichtige Dateien zum Beispiel durch schädliche Software gelöscht wurden, hilft Ihnen die Cyberversicherung bei der Wiederherstellung Ihrer Daten und unterstützt dies meist bis zu 1.000 bis 2.000 €.
Hilfe bei Cyber-Mobbing und Rufschädigung: Hierbei wird meist nur die Erst-Beratung durch einen Psychologen bezahlt, z.B. 3 Stunden bzw. 300 €. Wenn Sie im Internet beleidigt werden oder auf Social Media verleumdet werden, hilft Ihnen der Internetschutzbrief, die entsprechenden Beiträge löschen zu lassen oder gerichtlich mit einem Anwalt dagegen vorzugehen.
Wie viel kostet eine Cyberversicherung?
Grundsätzlich gilt: Je mehr Leistungen, je größer die Versicherungssumme, je geringer die Selbstbeteiligung und je mehr abgedeckte Schadensfälle im Jahr, desto teurer wird es. Einen festen Standard gibt es hierbei nicht, so dass Sie vor dem Abschluss eines Internet-Schutzbriefes genau schauen müssen, welche Leistungen zu welchen Bedingungen enthalten sind.
Private Cyberversicherungen beginnen bei unter 10 € und kosten im Schnitt meist ca. 60 € im Jahr, wenn alle Leistungen enthalten sein sollen.
Hier sind die jährlichen Kosten für einige Anbieter, damit Sie einen ersten Überblick haben.
Cyberversicherung | Kosten |
---|---|
Ergo Internet-Schutzbrief (ISB) | 6,90 € im Jahr |
DEVK Cyberversicherung | 2,50 € im Monat (30,00 € im Jahr) |
SparkassenVersicherung InternetSchutz | 49,00 € im Jahr |
INTER CyberGuard | 4,99 € im Monat (59,88 € im Jahr) |
BavariaDirekt Sorglos Online | 4,99 € im Monat (59,88 € im Jahr) |
Barmenia Internet-Schutzbrief | 61,71 € im Jahr |
Bei einigen Versicherungen können Sie auch selbst die Leistungen auswählen, die Sie wirklich brauchen und dementsprechend Einfluss auf die Kosten nehmen.
Für wen lohnt sich ein Internetschutzbrief?
Während eine Cyberversicherung für fast jedes Unternehmen sinnvoll ist, vor allem bei sensiblen Daten und bei Online-Betrieb, sieht dies im privaten Bereich etwas anders aus.
Schauen Sie zunächst, ob die Leistungen der Cyberversicherung nicht schon von einer bereits bestehenden Versicherung abgedeckt sind:
- Die private Haftpflichtversicherung deckt teilweise schon das Internet mit ab, z.B. wenn Sie unabsichtlich einen Virus weiterschicken.
- Die Rechtsschutzversicherung übernimmt die Prozess- und Anwaltskosten, sollte es zu einem Rechtsstreit kommen und deckt teilweise auch das Internet ab.
- Einige Hausratversicherungen bieten bereits einen Online-Banking-Schutz.
- Die Krankenversicherung hilft bei der Behandlung von Cybermobbing-Opfern.
- Wenn Betrüger im Zuge einer Phishing-Attacke Geld von Ihrem Girokonto klauen, kann Ihre Bank in bestimmten Fällen das Geld selbst zurückholen.
Ansonsten kommt es hauptsächlich auf Ihr eigenes Sicherheitsbedürfnis an.
- Wenn Sie die Gefahren des Internets lieber abgesichert haben wollen und Ihnen die Kosten für die gebotenen Leistungen fair erscheinen, dann macht eine Cyberversicherung für Sie und Ihre Familie Sinn.
- Wenn Sie sich gut mit dem Internet auskennen und bereits die wichtigsten Sicherheitstipps befolgen, ist ein Internet-Schutzbrief eher überflüssig.
Man muss hierbei auch akzeptieren, dass es eine 100%ige Sicherheit im Internet nicht gibt.
Worauf muss ich bei einer Cyber-Versicherung achten?
Es gibt drei wichtige Punkte zu beachten:
1. Das Kleingedruckte lesen.
Es gibt bei den Internet-Schutzbriefen große Unterschiede und keine festen Standards, was die Leistungen betrifft.
Lesen Sie sich daher vor dem Abschluss der Cyberversicherung sehr genau und in Ruhe die Versicherungsbedingungen durch.
- Welche Leistungen sind konkret enthalten?
- Wer ist alles versichert?
- Wie hoch ist die Versicherungssumme für die jeweiligen Leistungen?
- Wie viele Versicherungsfälle pro Jahr sind abgedeckt?
- Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um im Ernstfall eine Entschädigung zu bekommen?
Fragen Sie im Zweifel lieber nochmal nach. So vermeiden Sie später unangenehme Überraschungen, wenn die Versicherung doch nicht zahlen sollte.
2. Sicherheitsvorkehrungen treffen.
Die Versicherung wird nur zahlen, wenn Sie nachweislich bereits etwas für die Sicherheit im Internet tun. Sie müssen also selbst bestimmte Sicherheitsvorkehrungen treffen, zum Beispiel sichere Passwörter verwenden, einen Virenschutz benutzen oder nicht leichtfertig private Informationen veröffentlichen.
Wenn Sie leichtsinnig handeln, wird die Versicherung nicht zahlen. Lesen Sie daher unbedingt die Versicherungsbedingungen und schauen Sie, welche Voraussetzungen zu erfüllen sind, um im Schadensfall auch Geld zu erhalten.
Tipp
Sicherheitstipps stellt auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik zur Verfügung.
3. Urheberrechtsverletzungen sind nicht versichert.
Wenn Sie unerlaubt Filme, Musik oder Dateien aus dem Internet herunterladen, verletzen Sie damit das Urheberrecht. Probleme gibt es auch, wenn Sie zum Beispiel Fotos veröffentlichen, auf denen Personen zu sehen sind, die nicht Ihre Einwilligung gegeben haben. Solche Verletzungen des Urheberrechts und von Persönlichkeitsrechten können zu teuren Abmahnungen führen. Dies wird dann von den allermeisten Cyberversicherungen nicht übernommen.
Fazit
Eine Cyberversicherung gehört für Privatpersonen nicht zu den Pflichtversicherungen. Häufig sind bereits einige Internet-Leistungen durch bestehende Versicherungen abgedeckt. Zusätzlich können Sie das Risiko weiter reduzieren, wenn Sie Ihre technischen Geräte sicher benutzen und selbst die wichtigsten Sicherheitstipps befolgen.
Andererseits ist Internetkriminalität weiter auf dem Vormarsch. Betrüger entwickeln immer neue Methoden, um an Ihre Daten und Ihr Geld zu kommen. Eine zusätzliche Absicherung durch eine Cyberversicherung kann daher sinnvoll sein, vor allem wenn es Sie ruhiger schlafen lässt und Ihre Familie mit absichert. Aber Achtung: Lesen Sie sich die Versicherungsbedingungen gut durch.