ETFs – Alles Wichtige für Einsteiger
Stand: 25.06.2024
ETFs sind eine sehr beliebte Anlageform, die auch sehr gut für Einsteiger geeignet ist. Statt in einzelne Aktien zu investieren, kaufen Sie einfach einen ETF, der einen Marktindex nachbildet. So sparen Sie nicht nur Kosten und Zeit, sondern erzielen häufig auch höhere Renditen.
Alles Wichtige zu ETFs
- ETFs sind an der Börse gehandelte Indexfonds, mit dem Ziel, die Wertentwicklung eines bestimmten Index, z.B. den DAX, so genau wie möglich nachzubilden.
- Sie haben viele Vorteile: niedrige Gebühren, Risikostreuung, Insolvenzschutz, gute Handelbarkeit und hohe Transparenz. Aber auch Nachteile: Wertschwankungen, Währungsrisiko, Kontrahentenrisiko.
- ETFs unterscheiden sich in der Art, wie sie mit Dividenden umgehen (ausschütten oder wiederanlegen) und den Index nachbilden: physisch replizierende ETFs kaufen tatsächlich die Wertpapiere im Index, synthetisch replizierende ETFs funktionieren über ein Tauschgeschäft mit einer Bank.
- ETFs können über ein Wertpapierdepot jederzeit an der Börse gekauft und verkauft werden. Neben Einmalanlagen sind auch flexible Sparpläne sehr beliebt. Dabei stehen tausende ETFs zur Auswahl.
Was sind ETFs? Vorteile und Chancen Nachteile und Risiken ETF finden ETF kaufen Fazit
Im Folgenden erklären wir zunächst, was genau ETFs überhaupt sind, welche Vorteile und Nachteile sie haben und zeigen Ihnen im Anschluss, wie Sie den für Sie richtigen ETF finden und kaufen können.
Was sind ETFs?
Definition
ETFs (Exchange Traded Fund) sind börsengehandelte Fonds, die einen Index (z.B. DAX oder S&P-500) möglichst exakt nachbilden. Ein ETF auf den Deutschen Aktienindex (DAX) fällt wenn der DAX fällt und steigt wenn der DAX steigt, und zwar im gleichen Verhältnis. Klassische Fonds dagegen werden von einem Fondsmanager beliebig zusammengestellt.
Neben Fonds, in denen Aktien von verschiedenen Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen enthalten sein können, gibt es auch ETFs, die beispielweise den Rentenmarkt oder die Wertentwicklung von Rohstoffen nachbilden.
Der Sinn von ETFs liegt darin, einen vorab definierten Index und dessen Weiterentwicklung so genau wie möglich und synchron abzubilden. Auf diese Weise soll maximale Transparenz für Anleger geschaffen werden. Diese wissen also zu jedem Zeitpunkt, worin sie investieren – zumindest theoretisch, denn in die Geschäftsstrategie der einzelnen Unternehmen in dem ETF können Sie natürlich nicht so einfach blicken.
Passiv investieren
ETFs sind eine passive Geldanlage. Es geht darum, einen Marktindex so gut es geht nachzubilden. Im Gegensatz dazu geht es beim aktiven Investieren darum, durch das gezielte Auswählen einzelner Wertpapiere den Markt zu schlagen. Die Vergangenheit zeigt, dass passives Investieren langfristig in vielen Fällen erfolgreicher ist. Trotzdem gibt es natürlich keine Garantie, dass dies in Zukunft auch so sein wird.
Vorteile und Chancen von ETFs
- Geringere Kosten
- Streuung von Risiken
- Schutz vor Insolvenz
- Flexible Sparpläne
- Leichte Handelbarkeit
- Hohe Transparenz
Im Folgenden listen wir die wesentlichen Vorteile von ETFs auf, damit Sie selbst entscheiden können, ob diese Form der Geldanlage für Sie in Frage kommt.
1. Geringere Kosten
ETFs sind im Vergleich zu anderen Investmentfonds günstiger, da es kein aktives Fondsmanagement gibt. So liegen die jährlichen Verwaltungsgebühren (TER – Total Expense Ratio) bei passiven ETFs zwischen 0,10 und 0,70 Prozent und bei aktiv gemanagten Fonds zwischen 1,00 – 2,00 Prozent. Auf viele Jahre hochgerechnet führt dies zu einem großen Kostenunterschied, wie auch das unten stehende Beispiel zeigt.
Beim Kauf eines ETFs über die Börse kommen noch Ordergebühren hinzu, die grob zwischen 0,01 und 0,25 % liegen. Wenn Sie einen aktiven Fonds direkt bei der Fondsgesellschaft kaufen, wird häufig ein Ausgabeaufschlag verlangt. Dieser kann bis zu 7,00 Prozent betragen, liegt aber meist zwischen 2,50 und 5,00 Prozent.
Beispiel
Vergleichen wir einmal mögliche Kosten eines passiven ETFs mit einem aktiv gemanagten Fonds. Nehmen wir an, Sie legen 25.000 € für 20 Jahre zu einer erwarteten Rendite von 4 % an.
passiver ETF | aktiver Fonds |
---|---|
Ordergebühr: 0,25 % Verwaltungsgebühr: 0,35 % p.a. |
Ausgabeaufschlag: 5,00 % Verwaltungsgebühr: 1,20 % p.a. |
Gesamtkosten: 3.699 € | Gesamtkosten: 13.518 € |
Betrag nach 20 Jahren: 51.079 € | Betrag nach 20 Jahren: 41.260 € |
An diesem fiktiven Beispiel sehen Sie, dass die Kosten des ETFs teils deutlich niedriger sind als die des aktiv gemanagten Fonds. In diesem Fall würden Sie fast 10.000 € an Gebühren sparen.
2. Streuung von Risiken
Mit einem ETF investieren Sie in viele Wertpapiere gleichzeitig. Zum Beispiel enthält der MSCI-World-ETF über 1.500 Aktien. Laufen bestimmte Aktien oder Branchen mal schlecht, können andere die Verluste auffangen. Sie streuen so das Risiko (Diversifikation).
Holen Sie sich mehrere ETFs der großen Industrie- und Schwellenländer ins Portfolio, haben Sie eine solide Basis, auf der Sie Ihr Vermögen aufbauen können.
3. Schutz vor Insolvenz
Das Geld, welches Sie in einen ETF anlegen, gilt als Sondervermögen. Dieses wird getrennt vom Betriebsvermögen der Fondsgesellschaft verwahrt. Sollte die Bank bzw. der ETF-Anbieter pleitegehen, sind Ihre Gelder davon nicht betroffen.
Bei einer Insolvenz des ETF-Anbieters wird der ETF aufgelöst und Ihr Geld an Sie ausgeschüttet. Sollte die depotführende Bank bzw. der Broker Insolvenz anmelden, können Sie Ihre ETFs und sonstigen Wertpapiere zu einem neuen Broker übertragen.
4. Flexible Sparpläne
Sie können nicht nur einmalig, sondern auch regelmäßig in einen ETF anlegen. Dafür gibt es ETF-Sparpläne, die einen flexiblen und unkomplizierten Einstieg in das Börsengeschäft ermöglichen.
So haben Sie bei vielen Brokern jederzeit die Möglichkeit, die Sparrate nach oben oder unten zu ändern und so an Ihre aktuelle Vermögenssituation anzupassen. Selbst im Falle von Arbeitslosigkeit kann die Sparrate ganz ausgesetzt werden. Auch eine Änderung des Zahlungsintervalls, z.B. von monatlich auf vierteljährlich, ist meist problemlos möglich.
Beachten Sie hierbei unbedingt die Gebühren Ihres Anbieters, die Sie im Preis- und Leistungsverzeichnis finden. Es kann zum Beispiel günstiger sein, wenn Sie nicht monatlich 50 Euro, sondern alle drei Monate 150 Euro ansparen.
5. Leichte Handelbarkeit
ETFs können über Ihr Online-Depot bequem von zu Hause aus gekauft und verkauft werden. Sie unterscheiden sich dabei im Online-Kaufprozess nicht von klassischen Aktien. Dabei stehen Ihnen Tausende von ETFs in verschiedensten Märkten und zu unterschiedlichen Themen zur Verfügung.
Zudem sind ETFs sehr liquide und nicht langfristig bindend. Der Kauf und Verkauf erfolgt wie bei Aktien zu den regulären Börsenöffnungszeiten. Im Gegensatz dazu können gewöhnliche Investmentfonds nur einmal am Tag gehandelt werden.
In Verbindung mit dem relativ geringen Anlagerisiko eignen sich ETFs daher ideal für Anleger, die nur wenig Zeit für das Studieren der Börse, einzelner Kurse und komplexer Analysen aufbringen können oder wollen.
6. Hohe Transparenz
Wie bereits erwähnt, gelten ETFs als besonders transparent. Alle wichtigen Informationen finden Sie im Datenblatt (Factsheet) des jeweiligen ETFs auf der Internetseite des ETF-Anbieters:
- Zusammensetzung des ETFs
- Währung
- Kosten
- Wertentwicklung
- Art des ETFs
- was mit Dividenden geschieht
Beim ETF gibt es im Hintergrund kein Management, das individuelle, teils emotionale Entscheidungen trifft. Es läuft alles automatisch ab, mit dem einen Ziel, den jeweiligen Index so genau wie möglich nachzubilden.
Nachteile und Risiken von ETFs
Auch wenn ETFs zweifelsohne viele Vorteile bieten, so gibt es auch einige Nachteile, über die Sie sich im Klaren sein müssen:
1. Wertschwankungen
ETFs bilden einen Index nach, der den normalen Wertschwankungen an der Börse unterliegt. Egal wie gut Sie das Risiko durch Diversifikation streuen, Sie können es nicht komplett vermeiden.
Leitzinsänderungen, unerwartete Ereignisse wie die Corona-Pandemie oder weltweite Krisen und Kriege haben auch Auswirkungen auf die Börse. Verlustphasen von vielen Jahren sind daher nicht ausgeschlossen. Kurse können auch mal im mittleren zweistelligen Prozentbereich fallen. Natürlich haben sich historisch gesehen die Kurse immer wieder irgendwann erholt, aber eine Garantie gibt es dafür nicht. ETFs sind deshalb nicht für kurzfristige Anleger empfehlenswert.
Weiterhin sind ETFs nicht in der Lage, die Erwartungen eines Indexes zu übertreffen, da sie diesen so genau wie möglich abbilden wollen. Automatisierte Indexfonds eignen sich daher für eine passive Anlagestrategie.
2. Nischen- und Themen-ETFs
Der Hype um ETFs hat sich dahingehend ausgewirkt, dass das Angebot unübersichtlich geworden ist. Ständig werden neue ETFs zu allen möglichen Themen aufgelegt:
- Alternde Gesellschaft-ETFs, Goldminen-ETFs, Haustiere-ETFs, Holz-ETFs, Millennials-ETFs, Multi-Asset-Strategie-ETFs, Raumfahrt-ETFs, Volatilität-ETFs
Bei solchen Themen- und Nischen-ETFs kann es zu Liquiditätsproblemen kommen, weil die enthaltenen Wertpapiere in zu geringen Stückzahlen gehandelt werden. So kann es passieren, dass Sie Ihre Anteile nicht sofort verkaufen können. Deswegen sollten Sie solche spezialisierten ETFs nur handeln, wenn Sie sich sehr gut damit auskennen. Wählen Sie ansonsten eher Welt-ETFs, die große und breit aufgestellte Indizes nachbilden.
3. Währungsrisiko
Ein Währungsrisiko besteht, wenn Sie außerhalb der Heimatwährung, also des Euro, investieren. Kauft ein ETF zum Beispiel auch Wertpapiere in US-Dollar, dann kann sich in der Zeit zwischen Kauf und Verkauf der Wechselkurs Euro – US-Dollar ändern. Je nachdem kann dies zu einem Währungsverlust oder einem Währungsgewinn führen. Sie könnten natürlich nur in ETFs investieren, die ausschließlich Wertpapiere in Euro handeln, haben dann aber nicht mehr die breite Risikostreuung, weil Wertpapiere aus den USA oder Asien fehlen würden.
Über sogenanntes Währungshedging (hedge = absichern) könnten Sie das Währungsrisiko ausgleichen. Hierfür gibt es ETFs mit „Hedge“ im Namen, die eventuelle Währungsverluste begleichen. Diese ETFs haben aber höhere Kosten und rechnen sich meist nicht.
Je länger Sie Ihr Geld investieren, desto geringer wird die Bedeutung des Währungsrisikos.
4. Wertpapierleihe
Bei der Wertpapierleihe verleiht der ETF-Anbieter für eine vorher festgelegte Zeit eine gewisse Anzahl an Wertpapieren an einen Entleiher (meist eine große Bank). Dafür bekommt die Fondsgesellschaft eine Leihgebühr. Diese zusätzlichen Einnahmen gehen je nach Anbieter zu 50 bis 100 % an die ETF-Investoren. In Europa dürfen maximal 20 Prozent des Fondsvermögens an einen einzelnen Entleiher verliehen werden.
Das hört sich erstmal gut an, aber was ist, wenn der Entleiher die ausgeliehenen Wertpapiere nicht zurückzahlen kann? Genau deshalb verlangt die Fondsgesellschaft vom Entleiher Sicherheiten in Form von Anleihen und Aktien, um dem Ausfallrisiko entgegenzuwirken.
5. Kontrahentenrisiko
Bei synthetischen Swap-ETFs (die etwas weiter unten bei den Replikationsmethoden genauer erklärt werden) findet ein Tauschgeschäft (= Swap) zwischen dem ETF-Anbieter und einem Kreditinstitut statt. Es besteht aber das Kontrahentenrisiko, d.h. dass eine der beiden Seiten pleitegeht. Per Gesetz ist dieses Risiko auf maximal 10 Prozent des Fondsvermögens begrenzt.
Neben unfunded Swaps ohne Sicherheiten gibt es funded Swaps und fully funded Swaps, die teilweise oder vollständig besichert sind, z.B. über zusätzliche Staatsanleihen. So wird das Kontrahentenrisiko weiter minimiert.
ETF finden
Bei der ETF-Auswahl sind die folgenden Punkte am wichtigsten:
- Kategorie
- Fondsvolumen
- Kostenstruktur
- Dividende
- Replikationsmethode
- Tracking Difference und Error
- Fondsdomizil
1. Kategorie
Mittlerweile gibt es viele Arten von ETFs, die auf verschiedenste Weise unterteilt werden können:
- nach Anlageklasse – z.B. Aktien-ETFs, Anleihen-ETFs, Rohstoff-ETFs, Immobilien-ETFs, Edelmetall-ETFs, Krypto-ETFs
- nach Branche – z.B. Automobil-ETFs, Einzelhandel-ETFs, Finanzdienstleistungen-ETFs, Telekommunikation-ETFs
- nach Thema – z.B. Biotechnologie-ETFs, Erneuerbare Energien-ETFs, Fintech-ETFs, Holz-ETFs, Künstliche Intelligenz-ETFs
- nach Land – z.B. Deutschland-ETFs, USA-ETFs, Australien-ETFs, Japan-ETFs, Niederlande-ETFs, Schweden-ETFs
- nach Region – z.B. Europa-ETFs, Nordamerika-ETFs, Asien-Pazifik-ETFs, Afrika-ETFs, Emerging Markets-ETFs
Sie haben also eine sehr große Auswahl. Wählen Sie nur spezialisierte Themen- oder Nischen-ETFs, wenn Sie über ausreichend Fachwissen und Erfahrung verfügen. Investieren Sie ansonsten eher in ETFs, die einen großen Marktindex nachbilden, der Aktien verschiedenster Branchen und Länder enthält. So sind Sie breit aufgestellt, streuen das Risiko und haben gute Chancen auf Erfolg.
2. Fondsvolumen
Das Fondsvolumen ist das gesamte Geld, was von allen Anlegern in einem ETF investiert ist. Je höher das Fondsvolumen, desto geringer sind die Kosten des ETF-Anbieters und damit auch die Verwaltungsgebühren für Sie als Anleger. Bei Nischen-ETFs müssen Sie deshalb mit leicht höheren Gebühren rechnen.
Achten Sie deshalb darauf, dass das Volumen des ETFs mindestens bei 100 Millionen Euro liegt.
Bei neueren oder kleineren ETFs ist die Wahrscheinlichkeit deutlich höher, dass die Fondsgesellschaft den ETF wieder vom Markt nimmt, zum Beispiel wenn es nicht genügend Anleger und Kapital gibt oder sich der Aufwand nach einer gewissen Zeit nicht rechnet. Sollte ein ETF aufgelöst werden, wird dies 6 Wochen vorher angekündigt. Sie erhalten dann Ihr investiertes Geld zurück und müssen einen neuen ETF finden.
3. Kostenstruktur
Hier sind die wichtigsten Gebühren, die beim Handel mit ETFs anfallen:
- Gesamtkostenquote (ca. 0,10 – 0,70 % p.a.)
Dies sind die laufenden Kosten des ETFs, die Sie jährlich bezahlen. Darüber sind die Verwaltungsgebühren, Marketinggebühren und Lizenzgebühren des ETF-Anbieters abgedeckt. Die Gesamtkostenquote wird auch als TER (Total Expense Ratio) bezeichnet und ist immer auf dem Datenblatt des ETFs aufgeführt.Beispiel: Sie haben 20.000 € in einen ETF mit einer TER von 0,30 % investiert. Dann liegt die Gesamtkostenquote bei 60 € im Jahr.
- Depotgebühr (ca. 0 – 50 € p.a.)
Vor allem die klassischen Banken und Sparkassen berechnen Gebühren für die Depotführung. Diese liegen im Jahr bei ca. 25 bis 50 Euro.Bei vielen Direktbanken und Online-Brokern ist hingegen die Führung des Depots kostenlos.
- Ordergebühr (ca. 0 – 70 € / 0,00 – 0,25 % je Auftrag)
Für jeden Kauf und Verkauf können vom Broker Transaktionskosten erhoben werden. Bei der Höhe der Ordergebühren gibt es sehr große Unterschiede. Einige Broker bieten zum Beispiel den Kauf von ETF-Sparplänen komplett kostenlos an, während andere jeweils 1,5 Prozent berechnen.Bei Einmalanlagen gibt es meist eine feste Gebühr plus einen Prozentsatz, z.B. 4,90 € plus 0,25 % (mind. 10 €, max. 70 €).
- Spread (ca. 0,05 % – 1,00 %)
Der Spread ist die Differenz zwischen Kaufpreis (zum Briefkurs) und Verkaufspreis (zum Geldkurs). Würden Sie einen ETF kaufen und 1 Sekunde später wieder verkaufen, würden Sie einen Verlust machen, weil der Kaufpreis etwas höher als der Verkaufspreis ist.Bei einem hohen Handelsvolumen während der Öffnungszeiten des Börsenplatzes ist der Spread sehr gering, z.B. 0,05 %. Außerhalb der Börsenöffnungszeiten ist zwar auch der Handel von ETFs möglich, allerdings ist dann der Spread meist deutlich höher, z.B. 1,00 %.
- Börsenplatzgebühr (ca. 0 – 12 €)
Je nachdem, an welchem Börsenplatz die ETFs gehandelt werden, können noch Handelskosten anfallen.
4. Dividende und Zinsen
Börsennotierte Unternehmen haben die Möglichkeit, die Aktienbesitzer am Gewinn teilhaben zu lassen. Dies geschieht über Dividendenzahlungen. Das Geld, das der ETF erhält, ist für die Anleger bestimmt. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten, was mit der Dividende geschieht:
ausschüttend
Bei einem ausschüttenden ETF bekommen Sie die Gewinne direkt auf Ihr Verrechnungskonto monatlich, quartalsweise oder jährlich ausgezahlt. Sie können dann wieder frei über das Geld verfügen und neu entscheiden, was damit geschehen soll. Bei höheren Anlagebeträgen können Sie zum Beispiel die Dividendenausschüttungen als passives Einkommen oder zur Aufbesserung der Rente nutzen.
Auch auf Ausschüttungen wird Kapitalertragssteuer berechnet. Sie können in diesem Zusammenhang den Steuerfreibetrag von in Höhe 1.000 Euro pro Jahr und Person nutzen.
thesaurierend
Bei einem thesaurierenden ETF werden die Gewinne sofort wieder im ETF angelegt. Sie profitieren damit langfristig vom Zinseszinseffekt. Die Thesaurierung eignet sich für Anleger, die sich ein Vermögen aufbauen wollen.
Da keine Gewinne ausgezahlt werden, muss auch nichts versteuert werden. Um aber eine hohe Steuerzahlung bei Verkauf zu vermeiden und eine gleichmäßige Steuerbelastung zu gewährleisten, wurde 2018 die Vorabpauschale eingeführt. Sie ist die Grundlage für die Abgeltungssteuer, die der Broker automatisch an das Finanzamt abführt. Trotzdem haben thesaurierende ETFs in der Regel eine geringere Steuerbelastung als ausschüttende ETFs.
5. Replikationmethode
Es gibt grob drei verschiedene Methoden, wie ein ETF einen Index nachbildet. Die unterschiedlichen Replikationsmethoden haben nur einen geringen Einfluss auf die ETF-Performance und werden auch steuerlich gleich behandelt. Sie finden die jeweilige Replikationsart immer im Datenblatt des ETFs.
physische Replikation
Ein physisch replizierender ETF kauft in der gleichen Gewichtung (fast) alle Wertpapiere, die im nachgebildeten Index enthalten sind. Fällt ein Unternehmen aus dem Index und ein neues steigt auf oder es kommt zu einer Umgewichtung innerhalb des Indizes, dann erfolgt auch eine Umschichtung beim ETF.
Wenn so ein vollständig replizierender ETF einen Index mit sehr vielen Werten abbildet, entstehen deutlich höhere Kosten, weil jedes Mal die jeweiligen Aktien gekauft oder verkauft werden müssen. Das kann zu höheren Verwaltungsgebühren (TER) führen. Deswegen findet diese Art der Replikation eher Anwendung bei großen Indizes mit wenigen Werten, wie z.B. dem DAX mit 40 Werten oder dem Dow Jones mit 30 Werten.
Die physische Replikation wird auch vollständige Replikation, direkte Replikation oder physische Voll-Replikation genannt.
optimiertes Sampling
Im Unterschied zur physischen Voll-Replikation werden nicht alle Wertpapiere eines Index gekauft, sondern es findet eine Vorauswahl (= Sampling) statt. So kauft ein ETF beim optimierten Sampling nur die Werte mit einer hohen Gewichtung im Index.
Es wird bewusst auf kleinere Werte verzichtet, da diese auch nur einen kleinen Einfluss auf den Kursverlauf des Indizes haben.
Damit werden die Kosten im Vergleich zur vollständigen Replikation reduziert, weil nicht jeder einzelne Wert gehandelt werden muss. So findet das Sampling unter anderem Anwendung bei großen Indizes mit vielen Werten, wie z.B. dem MSCI World mit über 1.500 Werten oder dem STOXX Europe 600 mit 600 Werten.
synthetische Replikation
Bei dieser Methode werden die Wertpapiere nicht tatsächlich gekauft, sondern der ETF bildet den Index nur künstlich nach. Deshalb der Name synthetische Replikation. Dies geschieht bei diesen sogenannten Swap-ETFs über ein Tauschgeschäft (= Swap) zwischen dem ETF-Anbieter und einer Investmentbank (Swap-Partner) außerhalb der Börse über einen persönlich vereinbarten Vertrag.
Der ETF-Anbieter investiert das Geld der Anleger in ein Trägerportfolio. In diesem Portfolio müssen sich nicht die Wertpapiere des nachgebildeten Indizes befinden. Es können beispielsweise auch andere Aktien oder Anleihen gekauft werden. Der Swap-Partner, also das große Kreditinstitut, sichert zu, dass es dem ETF-Anbieter die Rendite des nachgebildeten Indizes zahlt. Im Gegenzug erhält der Swap-Partner die Rendite des Trägerportfolios. Der Wertunterschied zwischen dem Trägerportfolio und dem nachgebildeten Index darf laut OGAW-Richtlinie der EU nicht über 10 % liegen. Spätestens dann muss getauscht werden.
Swap-ETFs haben hierbei drei Vorteile:
- Kleinere illiquide Indizes und Nischenmärkte können besser nachgebildet werden.
- Die Kosten sind häufig geringer, da nicht alle Wertpapiere des Indizes gekauft werden müssen, sondern sich im Trägerportfolio vor allem große Aktien befinden, die günstig gekauft wurden.
- Es gibt meist eine geringere Abweichung der Wertentwicklung des ETFs zum nachgebildeten Index.
Ein bekanntes Beispiel für diese Art von ETF ist der MSCI Emerging Markets Index.
Die synthetische Replikation wird auch als indirekte Replikation bezeichnet.
6. Tracking Difference und Tracking Error
Wie wir wissen, versucht der ETF einen Index so genau wie möglich nachzubilden. Aus verschiedenen Gründen kann dies aber nicht perfekt gelingen:
- Die oben erwähnte Gesamtkostenquote mindert die Rendite des ETFs.
- Bei der physischen Replikation werden alle Wertpapiere des jeweiligen Index auch gekauft. Dies verursacht erhöhte Kosten und senkt die Rendite.
- Durch Wertpapierleihen erzielen ETF-Herausgeber weitere Einnahmen, die die Rendite steigern können.
- Weitere Gründe sind anfallende Steuern, Barbestände (Cash Drag) und das Timing beim Rebalancing.
Es gibt somit einen Unterschied zwischen der Wertentwicklung des ETFs und der des Indexes. Diese Differenz wird als Tracking Difference bezeichnet. Ist die Tracking Difference im Vergleich zur Gesamtkostenquote deutlich höher, bedeutet dies, dass Ihnen Gewinne verloren gegangen sind.
Sie finden die Tracking Difference entweder direkt im Datenblatt oder können Sie berechnen, wenn Sie die tatsächliche ETF-Rendite mit der Index-Rendite vergleichen.
Der Tracking Error gibt Auskunft darüber, wie stark die Tracking Difference schwankt. Je kleiner der Wert, desto exakter wird der Index durch den ETF abgeildet.
7. Fondsdomizil
Das Fondsdomizil ist das Land, wo der ETF aufgelegt wird. Sie erkennen das Land an den ersten zwei Buchstaben der internationalen Wertpapierkennnummer ISIN:
- DE = Deutschland
- LU = Luxemburg
- IE = Irland
Wenn im Namen eines ETFs „UCITS“ (Undertaking for Common Investments in Transferable Securities – deutsch: OGAW = Organismus für die gemeinschaftliche Anlage in Wertpapieren) steht, bedeutet dies, dass er in der EU aufgelegt wird und europäischen Regularien unterliegt.
Neben Deutschland sind auch Luxemburg, wegen gutem Ruf und klarer Finanzinfrastruktur, und Irland, wegen leichten Steuervorteilen, beliebte Fondsdomizile.
ETF kaufen
Im Folgenden erfahren Sie, was Sie für den ETF-Handel benötigen, wie Sie das passende Depot finden und eröffnen und welche Art der ETF-Anlage für Sie die Richtige ist.
1. Depotauswahl
Für die Geldanlage in ETFs brauchen Sie ein Wertpapierdepot. Darin werden Ihre gehandelten Fonds und andere Wertpapiere verwahrt. Der Kauf und Verkauf der Wertpapiere erfolgt online meist in Sekunden.
Neben dem Depot selbst sind zwei weitere Konten wichtig:
- Verrechnungskonto: Wenn Sie ETFs kaufen, wird der Betrag von diesem Konto eingezogen und bei Verkäufen darauf ausgezahlt. Banken mit eigener Banklizenz führen das Verrechnungskonto selbst. Broker ohne Banklizenz arbeiten mit einer Partnerbank zusammen, die das Verrechnungskonto verwaltet. Im Zuge der Depoteröffnung wird das Verrechnungskonto automatisch mit eröffnet.
- Referenzkonto: Dies ist Ihr Girokonto bei Ihrer Hausbank. Von diesem Konto aus nehmen Sie Überweisungen auf das Verrechnungskonto vor. Andersherum werden Abbuchungen vom Verrechnungskonto auf das Referenzkonto überwiesen,
Klassische Filialbanken, Online-Broker und Neobroker bieten alle Depots an, die sich vom Leistungsumfang, der Depotführung und den Gebühren teils stark unterscheiden. Welches Depot das Richtige für Sie ist, hängt von mehreren Faktoren ab:
- Was wollen Sie handeln? – Möchten Sie nur in ETFs oder auch in Aktien und sonstige Wertpapiere investieren? Zum Beispiel sind einige Broker stärker auf den ETF-Handel spezialisiert und bieten dann ein größeres Angebot und bessere Konditionen.
- Wie wollen Sie handeln? – Handeln Sie ETFs selbstständig am Computer oder Smartphone oder wollen Sie die Hilfe eines Bankberaters in der Filiale in Anspruch nehmen?
- Wie oft wollen Sie handeln? – Möchten Sie einmalig einen ETF kaufen oder einen regelmäßigen Sparplan einrichten? Planen Sie darüber hinaus in einer bestimmten Häufigkeit auch Aktien zu handeln?
- Wie viel wollen Sie handeln? – Wie viel Geld wollen Sie in ETFs und andere Wertpapiere investieren?
Wenn Sie diese Fragen für sich beantwortet haben, können Sie die Angebote und Preise der verschiedenen Broker miteinander vergleichen. Nehmen Sie sich also einmal ein paar Minuten Zeit und machen Sie sich klar, was Ihnen persönlich wichtig ist. Je klarer Ihre Vorstellungen sind, desto schneller finden Sie das für Sie passende Depot.
Sicherheit
Wie oben schon erwähnt, gilt ETF-Vermögen als Sondervermögen, welches vor Insolvenz des Brokers oder ETF-Anbieters geschützt ist. Zudem greift beim Verrechnungskonto und Referenzkonto die gesetzliche Einlagensicherung, so dass Einlagen bis 100.000 € je Kunde je Bank abgesichert sind.
2. Depoteröffnung
Eine Depoteröffnung geht heute schnell und kostenlos über das Internet. Der gesamte Vorgang ist häufig in unter 15 Minuten abgeschlossen. Alternativ können Sie bei Filialbanken das Depot auch vor Ort eröffnen.
Voraussetzungen für die Eröffnung eines Depots sind Volljährigkeit, ein deutscher Wohnsitz und ein Girokonto, welches dann als Referenzkonto für Ein- und Auszahlungen genutzt wird.
Nehmen wir als Beispiel für den Ablauf einer Depoteröffnung das ING Direkt-Depot:
- Öffnen Sie die Internetseite zum Depot und klicken Sie dort auf „Depot eröffnen“.
- Anschließend wählen Sie, ob Sie ein Einzel-Depot oder ein Gemeinschaftsdepot beantragen wollen.
- Bestandskunden können das Konto direkt im Online-Banking oder der App eröffnen. Neukunden geben zunächst Ihre allgemeinen Daten und Informationen zum steuerlichen Hintergrund ein.
- Danach geben Sie an, ob Sie bereits Erfahrung mit dem Wertpapierhandel gemacht haben. Banken sind verpflichtet, diese Informationen einzuholen.
- Für die Verrechnung der Käufe und Verkäufe wird das ING Tagesgeld (Extra Konto) genutzt. Für Neukunden wird es kostenlos eingerichtet. Zusätzlich müssen Sie ein Referenzkonto (Girokonto) angeben, vom dem aus Sie Geld auf das Tagesgeldkonto überweisen, um dann handeln zu können. Genauso können Sie dann nach Wertpapierverkäufen das Geld vom Tagesgeldkonto auf das Girokonto auszahlen.
- Zum Abschluss der Anmeldung müssen Sie den AGBs, der Datenschutzerklärung und weiteren Bedingungen zustimmen.
- Im letzten Schritt erfolgt die Legitimation. Sie haben die Wahl zwischen Post-Ident in einer Postfiliale und Video-Ident per Videotelefonie auf dem Smartphone oder am Computer.
Depotwechsel
Sollten Sie irgendwann nicht mehr mit Ihrem Broker zufrieden sein, können Sie unkompliziert den Anbieter wechseln und einen Depotwechsel durchführen. Eröffnen Sie dazu zunächst ein neues Depot bei einem anderen Broker. Anschließend finden Sie auf der Internetseite des Anbieters ein Online-Formular zur Beantragung eines Depotübertrags. Es dauert dann meist ein paar Tage, bis der Vorgang abgeschlossen ist. In dieser Zeit können Sie nicht handeln.
3. ETF-Handel
Nach der erfolgreichen Depoteröffnung haben Sie die Wahl: Wollen Sie einmalig in ETFs investieren oder langfristig regelmäßig in einen ETF Sparplan einzahlen? Es ist natürlich auch eine Mischung möglich. Sie legen einen größeren Betrag einmalig an und wählen zusätzlich einen kleinen Betrag, den Sie jeden Monat oder jedes Quartal in einen Sparplan einzahlen.
Schauen wir uns die beiden Optionen einmal genauer an:
Einmalanlage
Eine einmalige Anlage eignet sich zunächst nur für langfristige Anleger, die das Geld für mindestens 10 Jahre nicht benötigen. Zudem lohnt sich das Ganze nur, wenn Sie über einen größeren Anlagebetrag verfügen.
Der große Vorteil, aber auch Nachteil, der Einmalanlage ist das Timing, da Sie den ETF nur einmal zu einem festen Zeitpunkt kaufen.
- Wenn Sie zu einem niedrigen Kurs kaufen und der Index danach wieder steigt, erzielen Sie höhere Gewinne als bei einem Sparplan.
- Wenn Sie bei hohen Kursen kaufen, dauert es deutlich länger, bis Sie eine positive Rendite erzielen.
Auch wenn man rückblickend sagen könnte, „Hätte ich doch damals genau dann gekauft…“, so funktioniert dies im Hier und Jetzt nicht. Versuchen Sie nicht, krampfhaft den richtigen Zeitpunkt zu finden. Aktuell steigende Kurse bedeuten nicht zwangsläufig, dass die Kurse bald wieder fallen, genauso wie fallende Kurse auch weiter fallen können.
Alternativ haben Sie auch die Möglichkeit, nicht einmal 100 % des Anlagebetrages, sondern über einige Monate verteilt jeweils 10 oder 20 % des Geldes anzulegen.
Wichtig ist, dass Sie der Typ für diese Art der Geldanlage sind. Können Sie nachts ruhig schlafen, wenn Sie einen größeren Betrag in einem oder mehreren ETF investiert haben?
Sparplan
Der Sparplan eignet sich für langfristige Anleger, die regelmäßig kleinere Beträge zur Seite legen wollen. Für den Anfang reichen schon 25 oder 50 Euro im Monat.
Das Timing spielt bei ETF-Sparplänen keine Rolle, da der ETF unabhängig von der aktuellen Marktentwicklung automatisiert gekauft wird. Jeden Monat oder jedes Quartal kaufen Sie ETF-Anteile zu einem festen Betrag.
- Bei niedrigen Kursen bekommen Sie mehr ETF-Anteile.
- Bei hohen Kursen erhalten Sie weniger ETF-Anteile.
So verringern Sie weiter das Risiko und müssen nicht selbst emotional entscheiden, wann genau Sie kaufen.
Sparpläne sind zudem sehr flexibel. Sie können die Sparrate nach oben oder unten anpassen, das Zahlungsintervall ändern und den Sparplan für eine gewisse Zeit pausieren.
Fazit
ETFs eignen sich vor allem für vorausschauende Anleger, die nach einer passiven Anlagestrategie mit vergleichsweise geringem Risiko und hoher Flexibilität suchen. Auch hier mahnt der gesunde Menschenverstand zur Vorsicht: Es sollte nur in Nischen-ETFs investiert werden, wenn genaues Wissen über die Märkte vorhanden ist. Bei den großen ETFs, die sich an bekannten Indizes wie dem MSCI, S&P500, Dow Jones, NASDAQ oder DAX orientieren, erhält der Anleger hingegen ein seriöses, transparentes und vergleichsweise stabiles Finanzprodukt.
Ihre Kommentare zu diesem Beitrag
Leider habe ich diesen Artikel zu ETF's am Markt erst später gelesen, wo ich bereits in ETF's investiert hatte. Allerdings Dusel gehabt, wohl alles richtig gemacht zum Glück.
Super erklärt und verständlich zu lesen und gleich zu begreifen. Top!