Kontowechselservice – das sind Ihre Möglichkeiten

Stand: 17.04.2023

Die Kontoeröffnung erfolgt heute bei vielen Banken in wenigen Minuten. Einfach das Formular online ausfüllen, per Video-Ident legitimieren und fertig. Auch der Kontowechsel ist durch den gesetzlichen und freiwilligen Kontowechselservice lange nicht mehr so zeitaufwendig wie früher. Mittlerweile nehmen Ihnen die Banken viel Arbeit ab, sowohl bei der Übertragung Ihrer Kontoverbindungen vom alten zum neuen Girokonto als auch bei der Benachrichtigung der Zahlungspartner über die neue Bankverbindung. Lesen Sie hier, welche Vor- und Nachteile die verschiedenen Kontowechsel-Möglichkeiten haben und wie Sie den Wechsel des Kontos auch einfach selbst durchführen können.

Kontowechsel-Service Möglichkeiten

Ein Kontowechseln wird durch den Kontowechsel-Service stark vereinfacht und beschleunigt. Sie als Kunde entscheiden nach der erfolgreichen Kontoeröffnung, welche der 3 Möglichkeiten Sie nutzen wollen:

  1. Kontowechsel mit dem gesetzlichen Kontowechselservice
  2. Kontowechsel mit dem freiwilligen Kontowechselservice
  3. Kontowechsel ohne Kontowechselservice

In der folgenden Kurzübersicht finden Sie die Vor- und Nachteile der einzelnen Optionen:

gesetzlich:
Sie füllen ein Ermächtigungsformular aus und Ihre neue und alte Bank kümmern sich dann darum, Kontodaten zu übertragen und Zahlungspartner zu informieren.

  • Banken übernehmen Haftung für Schäden
  • geringer Zeitaufwand für Sie
  • einige Banken verlangen teils hohe Gebühren

freiwillig:
Sie melden sich mit Ihren Online-Banking Daten an. Danach werden Ihre Umsätze der letzten 12 Monate ausgelesen und die Zahlungspartner Ihrer Wahl informiert.

  • kostenlos
  • dauert nur wenige Minuten
  • keine Haftungsübernahme der Bank
  • externe Firma liest Ihre sensiblen Daten aus

ohne:
Sie nehmen keinen Service in Anspruch und machen alles selbst, d.h. Daueraufträge und Lastschriften ändern sowie Zahlungspartner benachrichtigen.

  • Sie haben volle Kontrolle
  • keine Kosten außer Brief und Porto
  • hoher Zeitaufwand
  • Gefahr, dass Sie Zahlungen übersehen

Hier nun weitere Details zu den 3 Möglichkeiten des Kontowechsels:

Der gesetzliche Kontowechselservice

Seit 18. September 2016 sind alle deutschen Banken durch das Zahlungskontengesetz dazu verpflichtet, Ihnen beim Kontowechsel zu helfen. Ihre bisherige Bank und Ihre neue Bank haben dabei gewisse Pflichten zu erfüllen und Fristen einzuhalten.

Der Kontowechsel läuft wie folgt ab:

Schritt 1: Wenn Sie den Service in Anspruch nehmen wollen, dann füllen Sie das von der Bank zur Verfügung gestellte, mehrseitige Ermächtigungsformular aus und unterschreiben Sie es. Sollten Sie Ihr Konto bei einer Online-Bank eröffnet haben, müssen Sie das Formular erst ausdrucken und später an die Bank per Brief senden.

Im Formular können Sie Folgendes festlegen:

  • ab wann Ihre bisherige Bank keine Daueraufträge mehr ausführen und Lastschriften akzeptieren soll
  • ab wann Ihre neue Bank Daueraufträge übernehmen und Lastschriften akzeptieren soll
  • wann das alte Girokonto geschlossen und das Restguthaben überwiesen werden soll

Schritt 2: Nach Erhalt des Formulars hat Ihre neue Bank 2 Geschäftstage Zeit, bei Ihrer alten Bank eine Liste der bestehenden Daueraufträge, der erteilten Lastschriftenmandate sowie der eingehenden Überweisungen und Lastschriften der letzten 13 Monate einzufordern. Die meisten Banken haben sich darauf geeinigt, diese Informationen elektronisch zu übermitteln.

Schritt 3: Ihre bisherige Bank hat nun 5 Geschäftstage Zeit, der neuen Bank die Liste mit allen angeforderten Informationen zu übermitteln. Sie haben die Möglichkeit, eine kostenlose Kopie davon zu bekommen. Weiterhin muss die alte Bank all Ihre Vorgaben, die Sie im Ermächtigungsformular eingetragen haben, umsetzen, d.h.

  • eingehende Überweisungen und Lastschriften nicht mehr akzeptieren,
  • ausgehende Daueraufträge und Lastschriften nicht mehr durchführen,
  • den Restbetrag zu dem von Ihnen gewünschten Datum auf das neue Konto überweisen
  • sowie das Konto zu Ihrem gewünschten Datum schließen.

Schritt 4: Nachdem Ihre neue Bank die Liste mit allen Informationen von Ihrer alten Bank erhalten hat, bleiben Ihr 5 Geschäftstage, um alles umzusetzen. Sie aktiviert Ihre Daueraufträge, akzeptiert Lastschriften und benachrichtigt Ihren Arbeitgeber, Versicherer und alle sonstigen Stellen über Ihre neue Bankverbindung. Sie haben auch die Möglichkeit, sich selbst darum zu kümmern.

Sollten die Kreditinstitute bei der Übermittlung der Daten Fehler machen oder die gesetzlichen Fristen nicht einhalten, haften diese für potenzielle Schäden. So müssen Sie als Kunde z.B. Mahngebühren, die durch zu späte Zahlung entstanden sind, nicht selbst zahlen.

Hinweis

Wenden Sie sich bei Problemen zunächst an den Ombudsmann der neuen Bank. Falls dies zu nichts führt, reichen Sie Beschwerde bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) ein. Diese kann bei Verstößen Bußgelder gegen die Banken verhängen.

Die Banken dürfen für diesen Service eine laut Gesetz angemessene und an den tatsächlichen Kosten orientierte Gebühr verlangen. Dies gibt den Kreditinstituten viel Spielraum. Die Banken müssen ihre Kunden aber vorher über mögliche Gebühren in Kenntnis setzen.

Der freiwillige Kontowechselservice

Einige Banken bieten zusätzlich zum gesetzlichen auch einen freiwilligen Kontowechselservice an. Dieser Prozess ist deutlich einfacher als der gesetzliche Service und nimmt nur wenige Minuten in Anspruch. Zudem entstehen für Sie keine Kosten, da diese Ihre neue Bank übernimmt. Es gibt allerdings keine Haftungsübernahme, wenn etwas schief läuft.

Die Kreditinstitute arbeiten meist mit einem der folgenden 3 Anbieter zusammen:

So läuft die digitale Kontowechselhilfe ab:

Schritt 1: Melden Sie sich in der jeweiligen Anwendung mit Ihren Online-Banking Daten an.

Schritt 2: Ihre Umsätze der letzten 12 Monate (bei einigen Banken auch kürzere Zeiträume) werden anschließend automatisch analysiert. Wählen Sie per Klick aus, welche Zahlungspartner über Ihren Kontowechsel informiert werden sollen. Anschließend müssen Sie nur noch per Maus oder dem Smartphone unterschreiben. Der jeweilige Anbieter verschickt dann Briefe an alle Zahlungspartner, die Sie ausgewählt haben und informiert diese über Ihre neue Bankverbindung.

Hinweis

Daueraufträge werden zwar angezeigt, müssen aber von Ihnen selbst bei der alten Bank gelöscht und bei der neuen Bank angelegt werden.

Schritt 3: Als letztes wählen Sie aus, wann Ihr altes Konto geschlossen und wohin der Restbetrag überwiesen werden soll. Dies bestätigen Sie wieder mit einer Unterschrift per Computer-Maus oder Smartphone.

Eine Sorge der Kunden beim digitalen Kontowechsel-Service ist die Datensicherheit. Laut den Anbietern werden Ihre Bankdaten nur für den Kontowechsel benutzt und anschließend sofort wieder gelöscht. Wenn Sie keine Bedenken wegen des Datenschutzes haben, ist der freiwillige Kontowechselservice eine schnellere und meist auch günstigere Alternative zur gesetzlichen Wechselhilfe.

Kontowechsel ohne Service

Wenn Sie keinen Kontowechsel-Service in Anspruch nehmen möchten, folgen Sie diesen Schritten:

Schritt 1: Gehen Sie einmalig Ihre Kontoauszüge der letzten 13 Monate durch und notieren Sie sich alle Zahlungspartner, die Sie über Ihre neue Bankverbindung informieren müssen.

Die folgende kurze Checkliste hilft Ihnen, niemand Wichtigen zu vergessen:

  • Arbeitgeber, Arbeitsamt, Rentenstelle
  • Versicherungen (Kranken, Kfz, Haftpflicht, Unfall, Hausrat, Rente, Leben, Risiko etc.)
  • Gas- und Wasseranbieter, Stromversorger, Müllabfuhr
  • Vermieter, Mieter
  • Finanzamt, Steuerberater, Kindergeldstelle
  • Kredite, Hypotheken, Bausparverträge
  • andere Konten, Kreditkarten (Paypal, Paydirekt etc.)
  • Internet, Telefon, Handy, TV, GEZ
  • Versandhäuser, Online-Shops (Amazon, Otto etc.)
  • Mitgliedschaften (ADAC, Verein, Fitness-Studio, Musikschule, Hobby etc.)
  • Abonnements (Amazon, Netflix, iTunes, Spotify, Zeitung, Zeitschrift etc.)
  • Familie, Freunde
  • Spenden, Lotterie

Schritt 2: Suchen Sie die jeweiligen Adressen aus Ihren Unterlagen oder über das Internet heraus und nutzen Sie die PDF-Vorlage Änderung der Bankverbindung, um alle Zahlungspartner über Ihre neue Bankverbindung zu informieren.

Schritt 3: Löschen Sie alle Daueraufträge auf Ihrem alten Girokonto und richten Sie sie auf Ihrem neuen Girokonto ein.

Schritt 4: Lassen Sie beide Konten zur Sicherheit für 2 Monate parallel laufen und überprüfen Sie in dieser Zeit alle 1-2 Wochen die Buchungen auf beiden Girokonten.

Schritt 5: Kündigen Sie das alte Konto, sobald keine Buchungen mehr davon abgehen oder darauf eingehen. Nutzen Sie unsere PDF-Vorlage Konto kündigen zum bequemen Ausfüllen am Computer. Bei der Kontokündigung müssen Sie keine Kündigungsfristen einhalten.

Fazit

Viele deutsche Bankkunden zahlen hohe Kontogebühren bei ihrer örtlichen Bank oder Sparkasse, weil sie den Aufwand des Kontoumzugs scheuen. Dabei ist ein Kontowechsel heute so einfach und sicher wie noch nie zuvor.

Wer den gesetzlichen Wechselservive in Anspruch nimmt, zahlt zwar eine Gebühr, muss sich dafür aber auch um nichts weiter kümmern und hat bei Fehlern, welche die Bank zu vertreten hat, sogar Recht auf Schadenersatz. Kostenlos wechseln geht aber auch. Entweder mit dem unverbindlichen Wechseldienst vieler Banken – der durchaus mit dem gesetzlichen mithalten kann – oder eben wie bisher auf eigene Faust. Entscheiden Sie selbst.

Kontoführungsgebühren sparen Sie mit dem Wechsel zu einer günstigeren Bank zunächst auf jeden Fall. Selbstverständlich kann auch die neue Bank ihre Gebühren irgendwann anheben. Aber das Risiko trägt der Kunde immer.


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