Die Geschichte des Girokontos

Stand: 06.05.2023

Die Geschichte des Girokontos hat zu wesentlichen Teilen im Italien des Mittelalters ihren Ursprung. Der italienische Begriff Girokonto beschreibt die Methoden des Verbuchens als Kreisen des Geldes (Giro = der Kreis). Bereits im 11. Jahrhundert waren Gut- und Lastschriften sowie Verschiebungen im Sinne heutiger Kontoüberweisungen bekannt. In Deutschland startete der Giroverkehr im 17. Jahrhundert. Überweisungen für die breite Bevölkerung waren erst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts möglich. Heute prägen private, öffentlich-rechtliche und genossenschaftliche Kreditinstitute die deutsche Bankenlandschaft.

Anfänge Erste Überweisungen Dreisäulenmodell

Wer hat’s erfunden?

Im Handelszentrum Florenz des 13. Jahrhunderts begannen reiche Familien damit, europäischen Herrschern große Geldmengen gegen Zinsen, Zoll- und Steuerbeteiligungen zu leihen. Mit dem Aufstieg der Medici-Dynastie im 14. Jahrhundert erlebte dieses private Bankwesen seine Blüte, inklusive weit verzweigtem Filialnetz und schriftlichen Anweisungen für den bargeldlosen Zahlungsverkehr.

Parallel entstand im italienischen Genua der Vorläufer einer öffentlich-rechtlichen Bankenstruktur. Von Italien breitete sich das kontenmäßige Verrechnen unter Kaufleuten weltweit aus und wurde zum Ausgangspunkt der heutigen Girokontenkultur.

Auch der bargeldlose Verkehr zwischen Bankvorläufern über Verrechnungskonten ist nachgewiesen. Er fand über sogenannte Wechsler („Bancherii“) jedoch nur mündlich und über kurze Distanz statt.

In Deutschland beginnt der Giroverkehr um 1619 mit Gründung der Hamburger Bank, die mit der „Mark Courant“ eine eigene Währung für Geldumlaufzwecke (Giro) führte. Bald waren es nicht mehr nur die Spitze von Adel und Bürgertum, die vom Bankensystem profitierte. Dank der aus Waisenkassen und Leihhäusern hervorgegangenen Sparkassen war es ab 1749 auch Handwerkern möglich, Geld anzusparen. In der Folge stieg die Sparkassenzahl rapide an: Lag sie 1836 bereits bei 300 Häusern, verzehnfachte sich die Zahl bis 1913 auf 3.100 Filialen.

Der Mittelstand aus Gewerbe und Landwirtschaft vertraute sein Geld häufig den parallel entstandenen Genossenschaftsbanken an. Großindustrien wiederum nutzten die Vorteile aufkommender Aktienbanken.

Erste Überweisungen auf dem Postscheckamt

Es sollte dennoch bis zum Jahre 1908 dauern, bis der breiten Bevölkerung mit der Einführung des Postscheckamtes die Möglichkeit gegeben wurde, ein Sparkonto mit Postüberweisungs- und Scheckverkehr zu führen. Damals noch ohne Verzinsung und zu hohen Gebühren, um den bestehenden Banken keine Konkurrenz zu machen.

Ab 1957 wurde die bare Lohn- und Gehaltszahlung seitens der Unternehmen und Verwaltungen durch das Überweisungssystem verdrängt. Bereits ein Jahr später gab es alleine in der Sparkassenorganisation fast 5 Millionen Girokonten. Das Postscheckamt Hamburg führte schließlich 1961 einen EDV-gestützten Dauerauftragsdienst ein.

Das Dreisäulenmodell des deutschen Bankensystems

  1. Private Banken
    Dazu zählen die deutschen Groß-und Universalbanken (Deutsche Bank, Commerzbank, HypoVereinsbank), seit 1994 die Postbank, weiterhin 270 kleinere Privatbanken sowie rund 100 Niederlassungen von Auslandsbanken (beispielsweise Santander Bank)
  2. Öffentlich-rechtliche Kreditinstitute
    Für die Eröffnung eines Girokontos relevant sind die fünf Landesbanken (LBBW, BayernLB, Helaba, Nord/LB, SaarLB) und 350 Sparkassen (darunter Haspa, Fraspa, Kreissparkassen)
  3. Genossenschaftlichen Institute
    Darunter fallen die etwa 730 Volks- und Raiffeisenbanken sowie 11 Sparda-Banken.

Darüber hinaus haben sich reine Online-Banken (Direktbanken) ohne eigenes Filialnetz etabliert. Einige der Direktbanken gehören ganz oder zu Teilen zu einer Filialbank. So zum Beispiel ist die Comdirect Bank eine 100%ige Tochter der Commerzbank.

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