Wichtige Zinsarten im Überblick
Stand: 20.09.2023
Im Finanz- und Bankenwesen wird zwischen einer Vielzahl von Zinsformen unterschieden. Doch welche begegnen uns im Alltag und wie unterscheiden sie sich voneinander? Im Folgenden finden Sie eine Zusammenfassung der wichtigsten Zinsarten.
Guthabenzinsen Nominalzins und Effektivzins Dispozins und Überziehungszins Zinseszins Leitzins Wie sind Zinsen entstanden?
Guthabenzinsen
Ob Tagesgeld, Festgeld, Sparbuch oder das ganz normale Girokonto – Guthaben auf Sicht- und Spareinlagen wurden im letzten Jahrzehnt in der Regel verzinst. Die höchsten Guthabenzinsen konnten sich Festgeldsparer sicher, wenn Sie rechtzeit eingestiegen sind und sich für eine lange Laufzeit entschieden haben. Auch die Tagesgeldzinsen waren mit bis zu 3,50 % recht attraktiv. Sparbücher und Girokonten wurden mit bis zu 1,00 % verzinst. Stand heute sind Zinsen für Guthaben so niedrig, dass nicht einmal der Inflationsausgleich gewährleistet ist.
Nominalzins und Effektivzins
Der Nominalzins gibt an, in welcher Höhe ein Darlehen verzinst wird. Anders als der Nominalzins berücksichtigt der Effektivzins noch zusätzliche preisbestimmende Faktoren, wie Bearbeitungsgebühren, Auszahlungskurse und Zinsverrechnungstermine. Der Effektivzins kann somit als eine Erweiterung des Nomalzinssatzes verstanden werden, bei dem der Nominalzins bereits enthalten ist. Für einen Darlehensvergleich empfiehlt es sich daher immer, den Effektivzins heranzuziehen.
Dispozins und Überziehungszins
Der wohl ärgerlichste Zinssatz bei der Nutzung von Bankkonten für Verbraucher ist der Dispozins. Er wird als Effektiv- und Nominalzins angegeben. Vergleichen sollten Sie den Zinssatz immer effektiv. Der Dispokredit gilt übrigens nur bis zu einer bestimmten, mit der Bank vereinbarten, Summe. Für Kontoüberziehungen darüber hinaus wird oft der ungünstigere Überziehungszins berechnet. Verzichten Sie bestenfalls auf die Einrichtung eines Dispokredites oder kündigen Sie ihn einfach!
Wer einmal den Dispositionskredit seiner Bank in Anspruch genommen hat, weiß, dass dies sehr teuer werden kann. Nach wie vor erheben viele Banken in Deutschland zweistellige Dispozinsen. Aus dieser Verschuldung kann ein Teufelskreis entstehen, der zu noch höherer Verschuldung führt. Politik und Verbraucherschützer erheben immer wieder massive Kritik an den Banken, sowohl für die Höhe der Dispozinsen, als auch für die fehlende Transparenz.
Zinseszins
Der Zinseszins begegnet den Deutschen Sparer hautsächlich bei Geldanlagen auf Tagesgeld- oder Festgeldkonten. Die Zinsgutschrift erfolgt für gewöhnlich am Jahresende, monatlich oder einmal im Quartal. Der Anlagebetrag erhöht sich nach Zugang der Gutschrift entsprechend und der neue (höhere) Guthabenbetrag wird zukünftig verzinst.
Leitzins
Wenn auch indirekt, sind wir alle vom Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) abhängig. Der Leitzins gibt an, zu welchen Konditionen Banken sich Geld in Milliardenhöhe bei der EZB leihen können. Für viele Jahre lag der Leitzinz bei 0,00 %, was es Banken ermöglichte, sehr viel Geld besonders günstig zu leihen. Konsumentenkredite und Immobiliendarlehen waren daher auch so günstig wie nie. Ein Kredit bedeutet aber immer auch Schulden zu machen. Und genau hier ist es wichtig zu verstehen, wann es sich um gute oder schlechte Schulden handelt.
Seit 20.09.2023 liegt der Leitzins nun bei 4,50 %. Die Zinsen bei Sparprodukten wie Tagesgeld und Festgeld gehen wieder nach oben, während gleichzeitig aber auch die Kreditzinsen steigen.
Wie sind Zinsen entstanden?
Parallel zum Eigentum sind Zinsen entstanden. Seitdem wird das Konzept auch scharf kritisiert. So wurden sogar Zinsverbote erhoben, um die Ausartung irrsinniger Zinssätze zu verhindern. So legen islamische Banken das Zinsverbot sehr streng aus. Bereits Aristoteles bezeichnete die Erhebung von Zinsen als „widernatürlich“, da dies ein Geschäft mit Geld sei. Und tatsächlich – bei einer Zinserhebung entsteht kein neues Produkt – einfach gesagt wird Geld dafür verlangt, Geld zu verleihen.
Auch heute noch kritisieren Finanzexperten die Erhebung von Zinsen, worin sie die Ursache für die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich sehen. Weitere Kritikpunkte sind das Weiterreichen von versteckten Zinsen an den Verbraucher, fehlende Einheitszinsen und die Förderung von Krisen und Kriegen.
Auf der anderen Seite ist der Zins eine attraktive Möglichkeit, sein Geldkapital zu mehren. Denn nach Ansicht des Ökonomen Eugen von Böhm-Bawerk neigen Menschen dazu, ihr verdientes Geld in der Gegenwart auszugeben, da sie ihre zukünftigen Bedürfnisse unterschätzen. Ein guter Zins würde sie daher, Böhm-Bawerk zufolge, eher zum Verleihen und damit zum lohnenswerten Anlegen bewegen. Aktuell sind die Zinsen aber so niedrig, dass Sparen nicht mehr so angesagt ist.