Vermögen und Einkommen: Wo liegt der Unterschied?

Stand: 19.06.2024

Vermögen und Einkommen

Eigentlich scheint es eine klare Sache zu sein: Vermögen und Einkommen sind nicht dasselbe. Aber sind die Unterschiede tatsächlich so eindeutig? Der erste Beitrag unserer Reihe „Vermögensaufbau“ beschäftigt sich mit genau dieser Frage.

Was ist Einkommen? Der Unterschied zum Vermögen Die Situation von Einkommen und Vermögen in Zahlen Fazit

Was ist Einkommen?

Für das, was wir am Ende des Monats auf dem Girokonto in Form von (hoffentlich) schwarzen Zahlen haben, gibt es viele Bezeichnungen: Lohn, Gehalt oder eben Einkommen. Gehen wir einmal direkt an den Begriff heran.

Ein-kommen, etwas kommt also ein.

Ähnlich wie der Lohn bzw. das Gehalt, das sich im Wesentlichen auf eine Einzelperson bezieht, ist das Einkommen ein bedeutender Faktor sowohl in der Makro- als auch in der Mikroökonomie.

Wir wollen jetzt nicht zu wissenschaftlich werden, dazu nur so viel: Das Einkommen des Einzelnen wird wie das der gesamten Volkswirtschaft herangezogen, um die sogenannte ökonomische Wohlfahrt zu ermitteln. Das hat, wie Sie sich denken können, nichts mit der sozialen Wohlfahrt zu tun. Vielmehr handelt es sich hier um einen Übersetzungsfehler aus dem Englischen, wo es nämlich welfare heißt. Eigentlich müsste es sich im Deutschen daher um Wohlstand handeln – ein Begriff, der jedem geläufig ist. Naja, auch in der Wirtschaft passieren kleinere und größere Pannen wie der Film The Big Short eindrücklich zeigt.

Einkommen ist nicht gleich Einkommen

Wer schon einmal vor der Einnahme-Überschuss-Rechnung gesessen hat, der weiß spätestens dann, dass es verschiedene Arten des Einkommens gibt.

Einkommen aus nichtselbstständiger Tätigkeit

Hierunter fallen alle Einnahmen z. B. als Arbeitnehmer, abzüglich der Sonderausgaben, Werbungskosten und sogenannten außergewöhnlichen Belastungen. Dazu zählen zum Beispiel Krankheitskosten. Damit will der Gesetzgeber unzumutbare Härten bei der Einkommensteuer vermeiden.

  • Einnahmen als Arbeitnehmer oder Rentner

Betriebliches Einkommen

Bei einer betrieblichen Tätigkeit spricht man von Einkommen, wenn es sich um den Gewinn handelt, vereinfacht dargestellt:

Einnahmen – Ausgaben = Gewinn

Auch hier müssen weitere Posten wie Sonderausgaben und außergewöhnliche Belastungen abgezogen werden.

Die Kombination

Im Falle einer nichtselbstständigen Tätigkeit zusammen mit einer betrieblichen Tätigkeit sieht die Gleichung folgendermaßen aus:

Einkünfte + Gewinn = Einkommen

Selbstverständlich müssen auch hier die üblichen Nebenausgaben und Belastungen abgezogen werden.

Der Unterschied zum Vermögen

Zugegeben, bis hierhin war das alles ganz schön trocken. Doch für jeden berufstätigen Bürger ist die Frage zur korrekten Berechnung des Einkommens wichtig – nicht zuletzt macht sich dies bei der Steuererklärung bemerkbar. Ebenso wie das Vermögen. Was stellen Sie sich darunter vor? Viel Geld auf dem Konto? Ein prall gefülltes Sparschwein? Oder haufenweise Immobilien und ertragreiche Aktien? Sie haben mit allem recht!

Das ist Vermögen wirklich

Zu unterscheiden ist zunächst einmal zwischen Sachvermögen und Geldvermögen. Beim Sachvermögen handelt es sich um Eigentumsrechte, beim Geldvermögen um sogenannte Forderungsrechte. Was bedeutet das?

Sachvermögen

Einfach gesagt handelt es sich dabei um Eigentum, das nicht aus Geld besteht. Ein typisches Beispiel hierfür sind Immobilien und persönliche Habseligkeiten, aber auch Patente, Produktionsmittel und Rohstoffe. Hätten Sie einen Keller voller Gold (wovon wir als Spartipp dringend abraten), so hätten Sie also ein erhebliches Sachvermögen unter der Erde.

Hinweis

Ein teures Smartphone oder der BMW in der Garage gehören nicht zum Vermögen, jedenfalls nicht, solange es keine Sammlerobjekte sind. Warum das so ist, erklären wir in einem zukünftigen Beitrag.

  • Sachvermögen: Immobilien, Patente, Produktionsmittel, Rohstoffe usw.

Geldvermögen

Das ist dasjenige Vermögen, welches sich die meisten Menschen wohl unter dem allgemeinen Begriff Vermögen vorstellen. Zum Geldvermögen gehören demnach Bargeld, Guthaben auf dem Bankkonto und Wertpapiere wie Anleihen und Aktien. Wenn dieses Geldvermögen durch einen Geschäftsvorgang gemindert wird, spricht man klassischerweise von Ausgaben, wird es gesteigert, handelt es sich um Einnahmen.

  • Geldvermögen: Bargeld, Guthaben auf dem Konto, Aktien, Anleihen

Die Bilanz

Um die Sache noch ein wenig verzwickter zu machen, müssen wir der Vollständigkeit halber auf einen weiteren Unterschied eingehen. Aber wer hat je behauptet, dass das deutsche Steuersystem einfach wäre? Denn Sach- und Geldvermögen zusammen ergeben das sogenannte Bruttovermögen.

Geldvermögen + Sachvermögen = Bruttovermögen

Dem entgegen steht das Nettovermögen, das Ihnen mit Sicherheit unter dem Begriff Eigenkapital bekannt ist. Beim Nettogeldvermögen handelt es sich um das Bruttogeldvermögen abzüglich der Verbindlichkeiten wie Forderungen, die sich unter anderem aus Schuldtiteln ergeben.

Was bedeutet das für mich?

Wir könnten auch noch eine Reihe weiterer Vermögens- bzw. Einkommensarten aufzählen, die sich mit den betriebs- und volkswirtschaftlichen Zusammenhängen befassen. So wird in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung das sogenannte Volksvermögen im Rahmen der Vermögensbilanz erfasst.

Auch Immobilien bringen Vermögen ein. Das wird bald Thema unserer Reihe „Vermögensbildung“ sein.

Für sie als natürliche Person ist es wie bereits erwähnt für die Steuererklärung besonders wichtig, die großen und kleinen Unterschiede von Vermögen und Einkommen zu kennen. Das ist jedoch nicht der einzige Rechtsbereich, in dem es genau darauf ankommt: Auch bei Pfändungen, Unterhaltszahlungen und der Grundsicherung sind diese Unterschiede essentiell. Werfen Sie hierfür auch einen Blick auf den Vermögensrechner der FAZ.

Die Situation von Einkommen und Vermögen in Deutschland

Medien berichten es immer wieder: Die Unterschiede zwischen Ost und West wachsen sowohl beim Vermögen, als auch beim Einkommen. So werde die Schere zwischen den alten und den neuen Bundesländern immer größer. Hier wird jedoch oft nicht sauber recherchiert. Denn es wäre erst einmal abzugrenzen, ob von Bürgern oder den Wirtschaftszweigen der einzelnen Bundesländern die Rede ist.

Die Vermögensungleichverteilung in Deutschland ist hoch.

Ausgehend von der Vermögensverteilung liegen die Journalisten allerdings richtig: Seit der Wiedervereinigung ist die Ungleichheit in diesem Bereich massiv gestiegen. Zur Berechnung wird der sogenannte Gini-Koeffizient herangezogen. 0 beschreibt die absolute Gleichverteilung, 1 die absolute Ungleichverteilung. Im Jahr 2012 lag die Vermögensverteilung in Deutschland bei einem Gini-Koeffizienten von 0,78. Diesen Elefanten kann man erst einmal so im Raum stehen lassen.

Auch EU-weit nicht besser

Schaut man sich den gesamten Euroraum an, schneidet Deutschland auch im Vergleich dazu schlecht ab.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) stellte für Deutschland im Jahr 2014 sogar die höchste Ungleichverteilung im gesamten EU-Raum fest.

Das ist ein besorgniserregendes Alarmzeichen und ein weiterer Schritt in Richtung soziale Spannungen. Während die meisten Menschen in Deutschland Einkommen oder eine Grundsicherung erhalten, sieht es mit dem Vermögen wohl eher anders aus.

10 % der Haushalte verfügen über mehr als die Hälfte des Einkommens.

Das haben Berechnungen des Bundessozialministeriums ergeben. Für weitere Informationen empfehlen wir einen Blick in die Armuts- und Reichtumsberichte des Ministeriums. Auch hier zeigt sich also die Ungleichverteilung von Vermögen in Deutschland.

Fazit

Einkommen und Vermögen sind die Fundamente gesellschaftlichen und privaten Wohlstands. Allerdings bestehen hier Verwechslungen, Ungleichheit und Unkenntnis. Viele Menschen wissen aber auch nicht, wie sie Vermögen mit Hilfe ihres Einkommens aufbauen sollen. Bleiben Sie daher dran und folgen Sie unserer Reihe Vermögensaufbau durch Cashflow.


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