Betrug mit System: Fälschung von Überweisungsträgern

Stand: 28.11.2021

Betrug bei Überweisungen

Sie stehen gelangweilt vor dem Drucker, der Ihre Kontoauszüge ausspuckt. Sie wissen, dass sich nichts Weltbewegendes in Ihren Finanzen getan hat. Doch plötzlich sind Sie hellwach. Sie können nicht fassen, was da in roten Zahlen steht: 1.000 Euro im Minus! Während Ihr Kopf die letzten verschwenderischen Ausgaben durchrattert und Ihre Augen die einzelnen Buchungen überfliegen, bemerken Sie eine Überweisung, die Sie nie getätigt haben.

Ein alltäglicher Fall Überlastete Banken Was kann ich tun? Das große Aber Handeln Sie nicht fahrlässig Wie häufig kommt der Betrug vor? Können die Verbrecher überführt werden? Fazit

Ein alltäglicher Fall

Wenn Ihnen so etwas oder ein ähnliches Szenario passiert, sind Sie Opfer einer Masche geworden. Einzelne Täter wie auch Banden nutzen eine Schwachstelle. Sie bedienen sich eines Mittels, das viele von uns, die Online-Banking betreiben, schon lange nicht mehr verwenden: den klassischen, mit dem Stift auszufüllenden Überweisungsträger.

Überlastete Banken

Warum kann so etwas Simples wie ein gefälschter Überweisungsträger in der heutigen Zeit noch funktionieren? Es gibt doch längst Technologie und Sicherheitsmaßnahmen für alles Mögliche, oder? Mag sein. Doch damit ein Überweisungsträger gültig ist, genügen auch heutzutage nur drei Dinge:

  1. Name des Kontoinhabers
  2. IBAN
  3. Eine Unterschrift

Sie haben richtig gelesen: Eine Unterschrift. Es muss nicht einmal eine perfekte Kopie der Unterschrift des Kontoinhabers sein. Sie könnten auch mit Dagobert Duck unterschreiben. Oder mit Karl dem Großen. Oder wie der Verbraucherschützer Niels Nauhauser der badischen Zeitung sagte:

„Bei kleinen Beträgen können Sie mit Micky Maus unterschreiben und kommen damit durch.“

Der Grund: Banken sind überlastet. Es fehlt schlichtweg das Personal dafür, die Unterschriften auf den Überweisungsträgern zu prüfen und mit denen ihrer Kunden abzugleichen. Die meisten Überweisungen werden daher eingescannt und per Computer in die Wege geleitet.

Und das seit Februar 2016 umfassend gültige SEPA-Verfahren ist für die Kriminellen wie ein Weihnachtsgeschenk: Denn durch die neue Vereinheitlichung laufen Überweisungen international noch schneller ab. So lassen sich die erbeuteten Summen binnen 24 Stunden ins Ausland transferieren.

Was kann ich tun?

Wer Opfer eines Überweisungsbetruges wurde, für den sitzt der Schock tief. Wichtig ist, dass Ihnen die Abzweigungen Ihres Geldes rechtzeitig auffallen. Prüfen Sie daher unbedingt und regelmäßig Ihre Kontoauszüge. Weisen Sie Ihrer Bank mit den Auszügen den Betrug nach und verlangen Sie Ihr Geld zurück.

Das ist in einem solchen Fall nämlich durch einen Haftungsfonds der Banken versichert. Auch darf die Bank Ihnen keine Entgelte für die Erstattung berechnen und muss dieses unverzüglich bereitstellen.

Das große Aber

Leider können Sie sich nicht zu 100 % auf diese Regelung verlassen. So lehnten Banken in einzelnen Betrugsfällen die Zahlung von Schadensersatz ab und zwar bei „ungewöhnlichen Ereignissen der Unterschriftenfälschung“, wie es das Landgericht Dessau formulierte. Wirkt die gefälschte Unterschrift besonders echt, kann die Bank daher die Verantwortung von sich weisen. So begründete das Gericht:

„Auch bei Vornahme eines Unterschriftenvergleiches hätte eine Fälschung nicht ohne Weiteres erkannt werden können. Demnach käme selbst bei Unterlassen des möglicherweise gebotenen Unterschriftenvergleiches eine Haftung der Beklagten nach den Grundsätzen des rechtmäßigen Alternativverhaltens nicht in Betracht.“

Banken müssen also nicht in jedem Fall für den entstandenen Schaden aufkommen. Sollten Sie Opfer eines gefälschten Überweisungsträgers geworden sein, empfehlen wir dennoch die sofortige Kontaktaufnahme mit Ihrem Kreditinstitut. Auch sollten Sie sich einem Rechtsbeistand anvertrauen und dort professionelle Beratung suchen. Für gewöhnlich stellen Banken eine Strafanzeige gegen die Täter.

Handeln Sie nicht fahrlässig

Vorsicht ist jedoch geboten, wenn Sie sensible Daten wie TANs und PINs an Dritte weitergeben oder diese für andere Personen leicht einsehbar sind. Auch in diesem Falle kann die Bank aufgrund grober Fahrlässigkeit jegliche Schadensansprüche zurückweisen.

Auch wenn Banken in der Regel die Unterschriften auf den Überweisungsträgern nur in Sonderfällen prüfen, werden Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit ergriffen. So erhalten Kunden einiger Banken schriftliche Überweisungsträger nur noch auf Nachfrage bei einem Mitarbeiter der Filiale. Und die Sparkasse Hattingen reagierte nach einem Betrugsfall, indem sie ihre Außenbriefkästen abmontieren ließ.

Dies ist jedoch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Und eine wirkliche Lösung scheint nicht in Sicht. Eine Möglichkeit wäre es, beleghafte Überweisungen ganz abzuschaffen – machen sie ohnehin weniger als 0,01 % der Vorgänge im täglichen Geschäft aus. Auch dürfte sich die Sensibilität der Erkennungssoftware stetig verbessern.

Wie häufig kommt der Betrug vor?

Die gute Nachricht: Die Fälschung von Überweisungsscheinen kommt nicht annähernd so häufig vor, wie vielleicht angenommen. So erklärte der Volksbank-Vorstandschef Uwe Barth:

„In unserem Haus werden jeden Tag Tausende von Überweisungen bearbeitet. Im ganzen Jahr 2014 gab es 36 Betrugsversuche. Wir sind also im Promillebereich.“

Dennoch haben die Fälle von Überweisungsbetrug im letzten Jahr zugenommen. Insbesondere Banden tun sich hier durch rege Betrügereien hervor. Die Polizei spricht gar von einem Massendelikt. Rein statistisch gesehen ist die Zahl der Betrugsfälle, gemessen an den Millionen Überweisungen, die jedes Jahr vorgenommen werden, gering.

Gegen den Betrug helfen nur aufmerksame Bankmitarbeiter, die eben doch hin und wieder auf die ausgefüllten Überweisungsträger schauen und im Falle von Zweifeln zum Telefonhörer greifen. Die Kunden werden es ihnen danken.

Können die Verbrecher überführt werden?

Einzeltäter begehen häufig Fehler wie im Falle der Sparkasse Hattingen: So brechen sie gewaltsam Außenbriefkästen auf und werden dabei von den Kameras der Bank gefilmt. Insbesondere im Bereich der Kleinkriminalität kommt es vor, dass die Gauner sich das gestohlene Geld auf ihr eigenes Konto überweise lassen. In Fällen wie diesen ist die Ermittlungsarbeit einfach.

Professionelle Banden sind dagegen nur schwer dranzukriegen. Oft richten sie Konten unter Angabe falscher Personalien ein (meist im Ausland) und starten eine regelrechte Betrugskampagne. Sind die Gelder dann binnen weniger Tage auf dem Konto eingegangen, werden sie abgehoben und das Konto wird aufgelöst – die Täter haben ihre Spuren beseitigt.

Ein besonderes Augenmerk haben die Banden auf kleine mittelständische Unternehmen gelegt. Hier hofft man auf Fehler, z.B. durch Überforderungen in der Buchhaltung. Doch auch große Firmen mit vielen Buchungen wie Stromkonzerne wurden in der Vergangenheit aus einem ähnlichen Grund ausgewählt: die Hoffnung darauf, in der Masse der Überweisungen untertauchen zu können.

Jedoch holen sich viele Kreditinstitute Unterstützung durch Software, welche die Unterschriften auf Überweisungsträgern auf Unstimmigkeiten hin überprüft. Die basiert auf Erkenntnissen von Schriftsachverständigen und gleicht sie mit der Originalunterschrift ab. Ist der Übereinstimmungsgrad zu gering, schlägt die Software Alarm.

Die Antwort auf die Frage ist also ein eher mäßig zufriedenstellendes Jein. Zwar können Banken sich IT-Unterstützung holen, für KMU dürfte das aber ein zu teurer Weg sein. Immerhin: Jeder zweite Fall von gefälschten Überweisungen wird aufgeklärt.

Fazit

Dass die Fälschung von Überweisungsträgern ein alter Hut ist, bedeutet nicht, dass dieser aus der Mode gekommen ist. Und einen garantierten Schutz davor, Opfer dieser Masche zu werden, gibt es nicht. Überprüfen Sie daher mindestens alle 14 Tage Ihre Kontoauszüge. Achten Sie auch auf kleine Beträge, die Ihnen merkwürdig erscheinen und setzen Sie sich beim Verdacht eines Betruges schnellstmöglich mit Ihrer Bank in Verbindung. Das verloren gegangene Geld muss Ihnen unverzüglich und ohne die Berechnung von Entgelt erstattet werden.

Übrigens: Wenn Sie ein Online-Konto bei einer Bank ohne Filialen betreiben, sind Sie auf der sicheren Seite. Falls Sie einen Kontowechsel erwägen, schauen Sie doch auch einmal in unseren Girokonto-Vergleich.


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