Direktbanken und Online-Banking – von Senioren genutzt?

Stand: 19.03.2024

„Internetferne Verunsicherte“ – so bezeichnet das Deutsche Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet (Divsi) 27 % der Deutschen, die sich nicht ins Netz trauen. Nicht unbedingt besser klingt der Name einer weiteren Gruppe: die „ordnungsfordernden Internetlaien“, die noch einmal 10 % der Bundesbürger ausmachen. Womöglich haben Sie jetzt den Klischee-Rentner im Kopf, der beim Wort Direktbank nur verächtlich den Kopf schüttelt und etwas von „Flausen der Jugend von heute“ knurrt. Doch ist die Realität wirklich so schwarz-weiß oder besser gesagt grau?

WLAN im Altenheim und Snapshots Ist eine Direktbank attraktiv? Senioren und Online-Banking Gebühren und Chancen Seminare von Banken Noch viel Nachholbedarf Fazit

WLAN im Altenheim und Snapshots

Dass die älteren Herrschaften längst nicht mehr nur offline leben, zeigt folgende Geschichte. Der Altenheim-Bewohner Jürgen E., 63 Jahre jung, beschwerte sich über das Essen im Heim. Die Portionen seien zu klein und von minderwertiger Qualität. Jürgen E. fotografierte fleißig seine Mahlzeiten und ging mit seinem Protest an die Öffentlichkeit. Mit Erfolg: Die Partei Österreich stand Jürgen zur Seite und gründete eine eigene Facebook-Page, auf der seine Schnappschüsse landeten. Inzwischen hat die Seite über 40.000 Likes (Stand: 2022).

Doch es sind nicht nur die skurrilen Fälle, die zeigen, dass ältere Menschen längst im Web angekommen ist. Einige Altenheime bieten inzwischen WLAN an, um ihre Bewohner mit der Welt draußen in Kontakt zu halten. Die Frage ist nur: Nutzen diese auch die Angebote von Direktbanken?

Ist eine Direktbank attraktiv?

Für viele Menschen im höheren Alter sind alltägliche Erledigungen besonders wichtig, weil sie so mit anderen Leuten in Kontakt kommen – dem Gemüsehändler, dem Friseur und auch dem Bankberater. Insofern legen einige Rentner Wert darauf, einen persönlichen Ansprechpartner im Finanzinstitut ihres Vertrauens zu haben. Hier können sie unter anderem Fragen zur Kontoführung und dem Erbe besprechen.

Der Erstkontakt mit einer Direktbank ist jedoch ungewohnt, wenn man seine Bankgeschäfte jahrzehntelang in Filialen erledigt hat. Insbesondere das PostIdent-Verfahren zur Kontoeröffnung kann auf so manchen Rentner abschreckend wirken. Doch mittlerweile lassen sich Girokonten ganz bequem von zu Hause per Videochat eröffnen. Hierfür werden lediglich eine Webcam mit ausreichender Auflösung (auch auf dem Smartphone oder Tablet) und der eigene Ausweis benötigt.

Eine Direktbank ohne Filialen, dafür aber mit Telefon- und Online-Banking, scheint auf den ersten Blick zwar wenig attraktiv für ältere Menschen zu sein. Allerdings bieten sich viele Vorteile, wenn sowohl Senioren, als auch Banken die Chancen erkennen und umsetzen.

Doch gerade in diesem Zusammenhang sind seitens der Finanzinstitute bereits Fehler im Umgang mit der Kundschaft passiert. So erhob die Postbank vor einigen Jahren überraschend Gebühren für beleghafte Buchungen. Damit waren Überweisungen auf dem Zettel nicht mehr kostenlos. Kunden, darunter viele ältere, die den Service nutzten, waren entrüstet. Auf Grund der Proteste bemühte man sich um Kulanz. Verbraucherschützer empfehlen seither allen Kunden, einen formlosen Antrag zu stellen, um sich von der Gebühr befreien zu lassen.

Senioren und Online-Banking

Wer allerdings vermutet, dass ältere Menschen sich nicht ausreichend um ihre Finanzen kümmern, der irrt. Im Rahmen der Seniorenstudie stellt Michael Kemmer vom Bankenverband fest:

„Die Senioren kümmern sich öfter um ihre Geldangelegenheiten und es macht ihnen mehr Spaß als den jüngeren Bankkunden.“

Der repräsentativen Umfrage zufolge kümmern sich 82 % der über 60-Jährigen mindestens einmal im Monat um ihre Finanzangelegenheiten. Bei den Jüngeren sind es nur 71 %. Auch legen 26 % der Senioren den Ergebnissen zufolge großen Wert auf Sparsamkeit. Bei den Altersgruppen darunter sind es nur 18 Prozent. Das Sparverhalten dürfte für Banken, die mit dem Geld ihrer Kunden arbeiten, ganz besonders interessant sein.

Daher liegt die Herausforderung seitens der Kreditinstitute darin, die Senioren für das Online-Banking zu gewinnen. Und die Strategie scheint aufzugehen. Laut Bankenverband nutzten im vergangenen Jahr 48 % der 60-69-Jährigen Online-Banking – 9 % mehr als im Jahr zuvor.

Gebühren und Chancen

Meist haben Senioren im Ruhestand weniger Geld zur Verfügung als in ihrer Zeit als Berufstätige. Einige Banken, die eine kostenlose Kontoführung an einen Mindestgeldeingang koppeln, erheben dann Gebühren. Einige Konten von Direktbanken hingegen sind kostenlos. Auch die Zinsen für den Dispokredit sind zumeist niedriger, da Banken davon ausgehen, dass ältere Menschen seltener über ihre Verhältnisse hinaus leben als Jüngere. So zahlten neben Angestellten auch Rentner bei der ehemaligen DAB-Bank nur 7,50 % Dispozinsen, Freiberufler und Selbstständige hingegen satte 10,50 %.

Gegenüber der Technik brauchen ältere Leute auch keine Berührungsängste haben: Online-Banking, wie es bei Direktbanken angeboten wird, ist heute wesentlich leichter umzusetzen als in seinen Anfangszeiten. Und die Möglichkeit, sämtliche Bankgeschäfte, wie Überweisungen, zu erledigen, ohne das Haus zu verlassen, dürfte für Rentner besonders attraktiv klingen. Darüber hinaus bieten Direktbanken ihren Kunden sowohl einen telefonischen Hilfsdienst, als auch einen Online-Hilfebereich an.

Seminare von Banken

Banken haben das große Potenzial, das im Online-Verhalten älterer Menschen liegt, längst erkannt. Mithilfe von Seminaren wollen sie Sicherheitsbedenken abbauen. Damit tun sich die Kreditinstitute wohl selbst den größten Gefallen: Denn Filialen aufrecht zu erhalten, ist eine teure Angelegenheit.

Damit diese Beratung auf Augenhöhe geschieht, werden unter anderem Senioren selbst als ehrenamtliche Berater engagiert. Dieses Modell nutzt beispielsweise die Sparda-Bank Hessen in Gießen. Filialleiter Rüdiger Fritz sagte in diesem Zusammenhang zur FAZ:

„Viele Ältere sind aufgeschlossener als manche Vierzig- oder Fünfzigjährige, die sich nichts sagen lassen wollen.“

Besonders probierfreudige Rentner können das Online-Banking unmittelbar auf den Webseiten der Banken ausprobieren. So bieten unter anderem verschiedenste Sparkassen (u.a. Lübeck, Dortmund, Dresden) eine Demoanwendung zum Testen.

Der Kurs geht also eindeutig dahin, auch ältere Menschen zur Nutzung von Online-Banking zu bewegen. Fraglich ist allerdings, ob die aktuellen Angebote ausreichen, um die Skeptischen unter ihnen vom Nutzen der relativ neuen Technologie zu überzeugen.

Noch viel Nachholbedarf

Senioren sind dem Online-Banking und Direktbanken gegenüber zunehmend aufgeschlossen. Allerdings haben die Banken noch viel Arbeit vor sich, wenn sie den Großteil der Leute dort abholen wollen, wo sie gerade sind. So ergab eine Umfrage der Targobank zum Thema „Omnikanalbanking“, dass jeder Zehnte der 1.000 Befragten an Menüs und Formularen in den Online-Bereichen der Banken scheiterte.

Auch sind längst nicht alle Seminare kostenlos. Hier sollten Banken sich gut überlegen, ob Gebühren tatsächlich sein müssen, oder ob diese nicht eher die Ruheständler abschrecken und so die Berührungspunkte verringern.

Zudem sollten Fehler wie die einer plötzlichen Gebührenerhöhung vermieden werden. Es ist wichtig, gerade älteren Leuten das Misstrauen zu nehmen, anstatt es mit derartigen Entscheidungen zu schüren.

Fazit

Auch wenn der Zustrom älterer Menschen zum Online-Banking vergleichsweise geringer ist als in jüngeren Altersgruppen, trauen sich mehr und mehr Senioren an Direktbanken ohne Filialen heran. Dies dürfte auch im Interesse der Banken sein, da der Trend durch die niedrigen Zinsen und die steigenden Ausgaben in Richtung Filialsterben geht. Doch um die Skepsis im Alter zu verringern, müssen Formulare und Menus noch einfacher, klarer und deutlicher werden, sowie umfassendere Beratungsangebote zur Verfügung stehen.


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Seit 2007 bin ich (66) Kunde bei der DKB. Die ganzen Jahre war ich sehr zufrieden damit. Jetzt hat meine Bank umgestellt auf Debitkarte - alle anderen sind nun gebührenpflichtig. Gut, dachte ich, dann halt Debitkarte. Was ich aber in der Zusammenfassung über die Karten nicht sehen konnte, daß damit nun auch der Tan-Generator nicht funktioniert, sondern ich muß extra noch mal eine Tan-App herunterladen. Dies ist eine sowas von komplizierter Prozedur. Nicht nur muß ich 2 veschiedene Passwörter eingeben, sondern auch noch zwischen zwei Apps hin- und herspringen muß. Dieser Blödsinn brachte mich nun dazu, mir eine neue Bank zu suchen, die mir eine kostenlose Kredit- und EC Karte anbietet. Beim Ausfüllen des Antrags , wie sich jetzt herausstellt, ist auch wieder unterschieden , wie das Konto gestrickt ist - ob mit Tan App oder Generator. Dies konnte ich im Antrag nicht wirklich sehen. Ich bin es so langsam leid mit dem "Smart und welch auch immer Banking" und frag mich, ob Banken nicht sehen, wie man mit Daten auch überfüttert werden kann bezw. die wichtigen Daten nicht dorthin schreiben, wo man sie auch zu lesen bekommt/bzw. nicht drumherum kommt sie zu lesen. Ja, was soll ich sagen. Es macht keinen Spaß. Vielleicht geh ich doch wieder zur kleinen Bank vor Ort.

von Anna

Antwort vom Kontofinder Team

Für Sie als Bestandskunde ist die DKB Girocard weiterhin kostenlos (nur Neukunden zahlen eine Gebühr). Sie bezahlen also für die Girocard und die neue Debitkarte keine Gebühren. Nur für die DKB Kreditkarte fallen Kosten an. Sie können also weiterhin den TAN-Generator in Kombination mit der Girocard nutzen.