Chancen und Risiken beim Sparen – was taugen FinTechs?

Stand: 10.05.2023

Geldanlagen auf dem Sparbuch, Tagesgeld oder Festgeld sind bei den Deutschen sehr beliebt und gelten gemeinhin als sicher. Die Zinsen befinden sich allerdings im Sinkflug und mittlerweile ist nicht einmal mehr ein Ausgleich der Inflationsrate möglich. Alternativen sind gefragt. Neue Unternehmen haben hier ein Geschäftsfeld entdeckt und sich über die Landesgrenzen hinaus nach Anlagemöglichkeiten umgesehen, die nicht immer 100% sicher sind, aber höhere Erträge versprechen.

Die Angebote der FinTechs Zinspilot WeltSparen Savedo Bergfürst Was haben die FinTechs gemeinsam? Haben Banken ausgedient? Fazit

Die Angebote der FinTechs

Seit einigen Jahren schießen Finanz-StartUps, sogenannte FinTechs, aus dem Boden. Sie zeichnen sich durch innovative Ideen und eine starke Konzentration auf den Endverbraucher aus. Dabei versprechen die FinTechs, die wir Ihnen im Folgenden vorstellen, adäquate Alternativen zu den Angeboten der Banken zu liefern.

Zinspilot

Ein StartUp, das Tagesgeld- und Festgeldangebote sammelt und dabei von Partnerbanken den Rücken gestärkt bekommt. Um am Service von Zinspilot teilzunehmen, müssen Nutzer zunächst ein kostenloses Basiskonto bei der Sutor Bank, einer Privatbank mit Sitz in Hamburg.

Zinspilot prüft nach eigenen Angaben die Angebote im Vorfeld und liefert dem Anleger eine Übersicht mit entsprechenden Konditionen. Nun überweist der Nutzer von seiner Hausbank den gewünschten Anlagebetrag mit einem dazugehörigen Code auf sein Zinspilot-Konto. Anhand des Codes erkennt die Partnerbank, bei welcher Bank der Kunde anlegen will und verwaltet diesen Vorgang. Zinspilot hat über 50 Angebote von deutschen und europäischen Partnerbanken im Portfolio.

Details zu den Angeboten von Zinspilot auf www.zinspilot.de

WeltSparen

Seit 2013 und damit verhältnismäßig lang im noch jungen FinTech-Geschäft ist WeltSparen. Das StartUp bietet Nutzern Festgeldanlagen europäischer Finanzinstitute an. Wer der niedrigen Festgeldzinsen in Deutschland überdrüssig ist, kann bei WeltSparen, ähnlich wie bei Zinspilot, nach EU-weiten Angeboten suchen.

Auch bei WeltSparen handelt es sich nicht um eine eigenständige Bank. Auch hier steht eine Partnerbank, die Frankfurter Raisin Bank, dahinter. Jedoch ist ein direkter Kontakt mit der Partnerbank über die Plattform nicht möglich, WeltSparen vermittelt getätigte Deals und kassiert eine anteilige Provision.

Deren Höhe hängt von der angelegten Summe ab. Dem Nutzer ist es allerdings möglich, mehrere Festgeldkonten zu eröffnen und im Gegensatz zu Zinspilot und Savedo hat WeltSparen deutlich mehr Partnerbanken zu bieten. Mehr Infos zu Banken und Konditionen unter www.weltsparen.de.

Savedo

Hinweis

Sowohl Zinspilot als auch WeltSparen und Savedo gehören mittlerweile zur Raisin DS GmbH. Auf Savedo stehen keine Angebote mehr zur Verfügung. Es wird auf Zinspilot verwiesen. Die folgenden Angaben zu Savedo sind somit nicht mehr aktuell.

Auch Savedo hat es sich zum Ziel gemacht, europäische Festgeldeinlagen zu vermitteln. Wie WeltSparen bietet auch Savedo seinen Nutzern einen europaweiten Vergleich von Festgeldkonten an. Bisher sind die Atlantico Europa (Portugal) und die J&T Banka (Tschechien) Partner des FinTechs.

Laut Angaben des Gründers Christian Tiessen (Savedo Interview) steht hinter Savedo ein Team aus internationalen Finanz- und Online-Experten mit viel Erfahrung und Innovations-Ideen. Das Geschäftsmodell dieses FinTechs besteht darin, Banken europaweit nach den besten Angeboten zu scannen. Um bei den Nutzern Vertrauen zu schaffen, betreibt Savedo in Zusammenarbeit mit seiner Partnerbank ein sogenanntes Risiko-Controlling – hierbei überprüft die Partnerbank biw Bank AG die angebotenen Banken. Diese wiederum überprüfen im Gegenzug die biw. So soll eine doppelte Bankenprüfung absichern, dass Nutzer bei verlässlichen Instituten anlegen.

Das FinTech möchte vor allem den Prozess einer Festgeld-Kontoeröffnung im EU-Ausland übernehmen und damit für den Nutzer vereinfachen. Daher sucht das Team von Savedo Partnerbanken, die lukrative Angebote im Portfolio haben. Auch hier können Kunden so viele Festgeldkonten eröffnen wie sie möchten. Um den Service nutzen zu können, muss ein Verrechnungskonto bei der Partnerbank biw Bank AG eröffnet werden. Details zu Savedo unter www.savedo.de.

Bergfürst

Das FinTech mit dem auffälligen Namen bietet seinen Nutzern ein Investment der besonderen Art: Crowdinvesting. Wir haben mit Dr. Guido ein Bergfürst Interview geführt.

Über die Plattform können Sie in Immobilien investieren und Zinsen von 5 bis 7 % pro Jahr erzielen. Die Beteiligung an Projekten ist bereits ab 10 Euro möglich.

Die Risiken dieser Strategie legt das Unternehmen offen dar. Bei den Risiko- und wichtigen Hinweisen unter dem Stichpunkt „Verlusttragfähigkeit“ auf der Bergfürst Webseite heißt es:

„Dem Anleger sollte ebenfalls bewusst sein, dass er generell mit den vermittelten Vermögensanlagen einen Verlust von bis zu 100 % (Totalverlust) des Anlagebetrages tragen können muss.“

Auch hier ist also Vorsicht geboten: Bei diesen Angeboten handelt es sich um Risikoanlagen, bei denen ein Totalverlust möglich ist. Weitere Informationen zu Bergfürst unter www.bergfuerst.com

Was haben die FinTechs gemeinsam?

Klar ist: Die noch jungen Unternehmen sind höchst ambitioniert und wollen den großen Finanzakteuren mit unterschiedlichen Methoden Konkurrenz machen. Ob die einzelnen Projekte wirklich in der angepeilten Geschwindigkeit wachsen, wird die Zeit zeigen. Doch schon jetzt erkennen Banken die Gefahr bzw. das Potenzial der dynamischen FinTechs und suchen zum Teil den Weg der Kooperation.

Vorteile von FinTechs:

  • höhere Renditen möglich
  • einfaches Investieren
  • niedrige Mindesteinsätze
  • verschiedene Anlagestrategien

Nachteile:

  • keine Berater vor Ort
  • Austausch von Daten über eine dritte Plattform
  • Investments außerhalb Deutschlands mit entsprechenden Risiken

Haben Banken ausgedient?

Klassische Kreditinstitute haben vor allem ein Problem: Der extrem niedrige Zinssatz. Auf Tagesgeld bekommen Kunden kaum noch oder gar keine Zinsen mehr. Besser sieht es da schon bei langjärigen Festgeldern aus, die zwar nicht reich machen, aber mit Geduld immerhin ein wenig der Inflation entgegenwirken.

FinTechs sind augenscheinlich attraktive Alternativen, denn sie bieten bei wenig Aufwand Aussicht auf höhere Zinsen, die Banken mit ihrem Personalapparat und der zu finanzierenden Infrastruktur einfach nicht bieten können. Hinzu kommt der ramponierte Ruf der Finanzinstitute: Schulden, ungerechtfertigte Kreditkartengebühren (Kontofinder berichtete über das Problem der Gebühren) und Spekulationsblasen trugen in der Vergangenheit nicht gerade zu einem guten Image bei.

Die jungen Anlage-Dienstleister kommen also zu einer günstigen Zeit und versprechen, wonach insbesondere private Anleger suchen, die der miserablen Zinssituation überdrüssig sind: Höhere Renditen bei (vermeintlich) geringem Risiko. Finanzielle Investitionen sind jedoch auch immer Vertrauens-Entscheidungen. Obwohl Banken keinen besonders guten Ruf genießen, gilt z.B. das Festgeld nach wie vor als solide Geldanlage. Laut einer Umfrage von Statista nutzen immerhin 16 % der Deutschen das Festgeld als Wertanlage – damit landete das langjährige Zinsguthaben auf Platz 4 vor Immobilien, Aktien, Wertpapieren und Edelmetallen.

Fazit

FinTechs wollen es mit den großen Banken aufnehmen. Doch dieser Wettbewerb ist noch lange nicht entschieden. Zwar versprechen die jungen Unternehmen höhere Renditen bei ausgeprägtem Sicherheitsstandard und so gut wie immer stehen Partnerbanken dahinter. Allerdings vertrauen nach wie vor viele Anleger vornehmlich der deutschen Einlagensicherung und das aus gutem Grund. Denn was geschieht, wenn eine bulgarische, spanische oder griechische Bank pleitegeht, auf der man sein Geld liegen hatte?

Traut man sich wirklich zu, vor Ort in einer fremden Sprache zu verhandeln? Wissen Kunden, ob die Banken nicht erst einmal ihre Landsleute mit der Einlagensicherung abdecken? Und bleibt dann überhaupt noch genug Geld für ausländische Investoren übrig? All diese Fragen sollten Nutzer solcher auf den ersten Blick lukrativ erscheinenden Angebote im Hinterkopf behalten. Auch ist es wichtig, vorab das Risiko einzuschätzen: FinTechs wie Bergfürst bieten keine Einlagen-gesicherten Festgeldkonten, sondern Anlagen in Aktien oder Fonds bzw. Beteiligungen an StartUps und Immobilien. Im Falle einer Pleite trägt der Investor das unternehmerische Risiko eines Verlustes.

Es ist also noch zu früh, um zu entscheiden, ob FinTechs effektive und beliebte Alternativen zum klassischen Sparen bei Banken sind. Die Zinsen mögen im Keller sein, doch die deutsche Einlagensicherung, der Standort und lokale Ansprechpartner vermitteln vielen Kunden Sicherheit – und die ist gerade beim Geld ein wichtiges Thema. Wer jung genug ist und langfristig mehr aus seinem Ersparten machen will, muss selbst nach Alternativen suchen. Besonders Wertpapiere und breit gestreute Fonds schlagen auf lange Sicht jedes Tagesgeld, Festgeld oder Sparbuch.


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